Der Le Morne Brabant ist eines der Wahrzeichen von Mauritius. Auf so gut wie jeder Postkarte kann man den formschönen Gipfel sehen. Als Bergfreund konnte ich es mir auf meiner Hochzeitsreise natürlich nicht nehmen lassen, eine Wanderung auf den Gipfel zu unternehmen.
Toureninfos
- Lage: Mauritius
- Ausgangspunkt: Parkplatz Le Morne
- Höhenmeter & Distanz: getrackte 600 hm | 7,6 km
- Höchster Punkt: 492 Meter
- Schwierigkeit gemäß SAC-Wanderskala: ernstzunehmende Alpinwanderung (T4) mit leichter Kletterei (bis II)
- Schlüsselstelle: Steilstufe im oberen Teil, die überklettert werden muss (gefühlt bis II)
- Gemacht im: Juli 2022
- Link zum Selberplanen: alpenvereinaktiv
Erfahrungsbericht der Le Morne Brabant Wanderung
So in etwa muss das Paradies aussehen: Weiße Sandstrände mit Palmen, davor ein türkises Meer, dessen Farben unecht wirken, und dahinter der Le Morne Brabant mit seiner sattgrünen Vegetation.
Kein Wunder, dass dieses besondere Fleckchen Erde 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde. Doch der „Guglhupf“, wie ich ihn liebevoll getauft habe, ist nicht nur von Weitem eine Pracht.
Rumpelpiste zum Parkplatz
Ausgangspunkt der Tour ist ein Parkplatz am Fuß des Berges, den man von der Hauptstraße aus über eine rund 1,5 Kilometer lange und unbefestigte Straße mit vielen Schlaglöchern erreicht. Obwohl der Parkplatz relativ groß ist, sollte man früh dran sein. Während wir bei der Ankunft um 08:00 Uhr das fünfte Auto waren, war der Parkplatz, als wir gegen 11:30 Uhr zurück waren, komplett voll.
Was zusätzlich für einen frühen Aufbruch spricht, ist die Temperatur. Auf Mauritius kann es – je nach Jahreszeit – ziemlich schnell sehr heiß werden. Wir waren im Juli (also im Winter und damit dem kühlsten Monat) und selbst wir waren froh, dass wir nicht zu spät dran waren. Achtung: Zu früh braucht man auch nicht dort sein, denn das Tor – der Le Morne Brabant ist eingezäunt – ist erst ab 07:00 geöffnet (und wird um 16:00 Uhr geschlossen).
Anfangs gemütlich durch den Wald
Nachdem wir uns in das Buch beim Eingang („Kommen“ und „Gehen“ wird in einer Liste vermerkt) eingetragen haben, ging es los. Zunächst schlängelt sich der breite Weg gemächlich in drei Kehren an der Südseite des Le Morne Brabants hoch. Anfangs noch durch den dschungelähnlichen Wald und dann immer aussichtsreicher werdend, überwindet man die ersten 300 technisch einfachen Höhenmeter, die mehr einer Forststraße als einem Wanderweg gleichen.
Es wird steiler und ausgesetzt
Danach wird es deutlich anspruchsvoller. Der Pfad verschmälert sich zusehends und verwandelt sich schließlich in eine leichter Kletterei (ich würde sagen Stellen bis II) über felsiges, stellenweise ausgesetztes Terrain.
Festes Schuhwerk, etwas alpine Erfahrung sowie Trittsicherheit und Schwindlfreiheit sind für ein genussvolles Erlebnis definitiv von Vorteil – zumindest wenn man die Tour alleine machen möchte. Man kann sich auch einen Guide buchen, der die heikleren Stellen absichern kann – zumindest habe ich Sicherungsringe und Guides mit Seil gesehen.
Für mich war die Wanderkraxelei der pure Genuss. Leichte Kletterpassagen wechseln sich mit traumhaften, aussichtsreichen Gehabschnitten ab – immer hat man diese unecht wirkende grüne Lagune vor Augen. Hätten sich am Horizont über dem Hochland nicht immer mehr Regenwolken gebildet, hätte der Weg stundenlang so weitergehen können. So war ich aber froh, also wir nach rund 90 Minuten das Kreuz erreichten – die stellenweise erdigen Kletterpassagen möchte man nämlich nicht nass und rutschig „abklettern“ müssen.
Am Gipfel des Le Morne Brabant
Oben angekommen, kann man das unecht wirkende Panorama kaum fassen. Hätte ich es nicht selbst gesehen, würde ich meinen, dass bei den Bildern mit Photoshop nachgeholfen wurde – beinahe zu schön, um wahr zu sei. Aufgrund der immer näher kommenden Regenschauer hielten wir die Gipfelrast jedoch eher kurz und machten uns über den Auftiegsweg wieder auf den Weg nach unten.
Gerade rechtzeitig, denn währen der letzten „Klettermeter“ erreichte uns der erste kurze Schauer, der uns am breiten Waldweg nach untern jedoch nicht weiter störte.
Fazit
Wenn man als Bergfreund auf Mauritius ist und die oben genannten Voraussetzungen mitbringt, sollte man unbedingt den Le Morne Brabant besteigen. Wobei besuchen eher das richtige Wort ist, denn das Kreuz steht nicht am höchsten Punkt des Berges.
Die letzten gut 100 Höhenmeter sind mit keinem Weg erschlossen und würden meiner Einschätzung nach Kletterausrüstung erfordern. Nichtsdestotrotz ist die Aussicht beim Kreuz einfach zum Niederknien und der Ausblick vom Le Morne Brabant mindestens so schön wie sein Anblick.
Man darf die Wanderkraxelei aber auf keinen Fall unterschätzen. Ich würde die Tour ohne Guide nur Bergwanderern mit etwas Erfahrung empfehlen. Außerdem sollte man auf stabile Wetterverhältnisse achten. Ich denke, der Auf- und Abstieg bei Nässe ist wirklich alles andere als erstrebenswert und teilweise auch nicht ungefährlich!