Das Birnhorn ist die höchste Erhebung der Leoganger Steinberge im Salzburger Pinzgau. Der Anstieg über die Kuchelnieder ist eine anspruchsvolle, hochalpine Wanderung mit einem leichten Klettersteig (B). Sie ist im Vergleich zum Hofersteig der einfachere der beiden Normalwege auf den Gipfel. Mit einer Nacht auf der Passauer Hütte lässt sich die Tour konditionell gut entschärfen.
Toureninfos Birnhorn
- Lage: Österreich / Salzburg / Leoganger und Loferer Steinberge
- Ausgangspunkt: Parkplatz Ullach
- Höhenmeter & Distanz: 1.900 hm | 16 km (mit Hochzint)
- Höchster Punkt: 2.634 Meter
- Schwierigkeit gemäß SAC-Wanderskala: Anspruchsvolle Alpinwanderung (T5) mit mäßig schwierigem Klettersteig (B)
- Schlüsselstelle: Der alpine Steig zwischen Klettersteig und Kuchelnieder
- Gemacht im: August 2025
Tourenbeschreibung Birnhorn über Kuchelnieder
Die Südwand des Birnhorns zählt mit ihren 1.400 Metern zu den höchsten Felswänden der Ostalpen. Ihr Anblick verleiht dem Berg eine besondere Faszination, der man sich kaum entziehen kann. Als ich im Frühling 2025 (bei meinem Besuch in Saalfelden Leogang) den Gipfel zum ersten Mal sah, war klar: Da muss ich rauf. Ein paar Monate später war es so weit. Danke an Black Diamond, dir mir für diese Tour das bestmögliche Equipment zur Verfügung gestellt haben (mehr dazu unten).
Von Ullach zur Passauer Hütte
Ausgangspunkt der Bergtour ist ein relativ großer Parkplatz in Ullach (850 m). Von hier steuert man geradewegs auf die steilen Wände der Leoganger Steinberge zu und fragt sich unweigerlich, wo hier ein „normaler“ Steig verlaufen soll. Allzu viel Zeit zum Staunen bleibt nicht, denn bei etwa 1.000 m taucht man in einen wunderschönen Wald ein, durch den sich der Weg erstaunlich weit nach oben schlängelt. Erst auf rund 1.700 m lässt man die Bäume endgültig hinter sich und betritt die Welt der Latschen.
Der Steig wird spürbar alpiner, die ersten Seilsicherungen beginnen. Die technischen Schwierigkeiten bleiben moderat, viele Passagen sind durch künstliche Stufen entschärft. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind trotzdem Pflicht. Auf den letzten Metern zum Hochtor (1.920 m), einem kleinen Gipfel direkt neben dem Weg, wird es noch einmal etwas steiler.
Es folgt der spektakulärste Abschnitt des Zustiegs zur Passauer Hütte: die ausgesetzte Querung unterhalb der Westwand des Fahnenköpfls – ein Vorgeschmack auf den exponierten Gipfelbereich des Birnhorns. Danach trennen einen nur noch ein paar Serpentinen von der Passauer Hütte (2.051 m), auf deren Terrasse man sich nach 1.200 Höhenmetern eine Stärkung redlich verdient hat.
Exkurs: Die beiden Normalwege auf das Birnhorn
Kurz nach der Passauer Hütte teilt sich der Normalweg auf das Birnhorn. Man muss sich zwischen zwei Varianten entscheiden:
- Hofersteig: Sehr alpiner, steiler und stellenweise stark ausgesetzter Steig durch die Südwand mit Kletterstellen bis I+. Kaum Seilsicherungen.
- Über die Kuchelnieder (Scharte zwischen Birn- und Kuchelhorn): Ebenfalls alpin und teils ausgesetzt, mit einem leichten Klettersteig (B). Danach gut gesichert über Felsbänder zum Gipfel.
Erfahrene Bergsteiger überschreiten das Birnhorn gerne: über den Hofersteig hinauf und über die Kuchelnieder samt Ostgrat hinunter. Da ich mit meinem Bruder unterwegs war, der nicht ganz so erfahren ist, entschieden wir uns für die etwas einfachere Variante über die Kuchelnieder auf- und wieder abzusteigen – und nahmen als Zugabe noch das Melkerloch und den Hochzint mit.
Hoch in die Kuchelnieder
Ab der Passauer Hütte wechselt die Szenerie dramatisch: eine außerirdisch anmutende Steinwüste mit dem Birnhorn als pyramidenförmigem Tempel im Zentrum. Der bestens markierte Weg führt durch das Hochgrubkar auf die Nordseite des Berges. Über ein Geröllfeld erreicht man den Einstieg des einfachen Klettersteigs, der zur Kuchelnieder führt. Alternativ gäbe es noch den alten alpinen Steig – von dessen Begehung wird wegen Steinschlags jedoch dringend abgeraten.
Im Klettersteig überwindet man rund 100 Höhenmeter. Die Schwierigkeit pendelt meist um A/B, die Schlüsselstelle – ein kurzer Kamin (B) – wartet gleich zu Beginn. Kurz gesagt, ist der Klettersteig ein Gustostückerl am Weg auf das Birnhorn. Ein Klettersteigset würde ich dennoch empfehlen: Ein Stein ist – besonders an stark frequentierten Tagen – schnell losgetreten, und Abrutschen ist hier keine Option! Nach dem Klettersteig folgen etwa 40 sehr steile, ungesicherte und ausgesetzte Höhenmeter hinauf zur Kuchelnieder (2.437 m) – für mich der anspruchsvollste Teil der Tour.
Über das Bändersystem auf das Birnhorn
Die gute Nachricht: Das Schwierigste liegt hinter einem. Die noch bessere: Das letzte Stück zum Gipfel ist im Aufstieg reiner Genuss. Fast durchgehend mit Drahtseilen versichert, folgt man dem aussichtsreichen Bändersystem über die letzten 200 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt des Birnhorns (2.634 m). Im Vergleich zum bisherigen Anstieg halten sich die technischen Anforderungen in Grenzen. Im Abstieg ist allerdings Aufmerksamkeit gefragt – besonders der letzte Abschnitt ist sehr steil und rutschig.
Nach insgesamt etwa 1.800 Höhenmetern wartet am Gipfel des Birnhorns eine großartige Rundumsicht: die Berchtesgadener Alpen im Osten, die schneebedeckten Hohen Tauern im Süden, der Wilde Kaiser im Westen und die Loferer Steinberge im Norden. Hier kommt man aus dem Staunen kaum heraus.
Hochzint und Melkerloch als Zugabe
Da der Tag noch jung war und wir noch Energie hatten, legten wir beim Abstieg – der dem beschriebenen Aufstiegsweg folgt – einen Abstecher zum beliebten Melkerloch und weiter auf den Hochzint ein. Dafür querten wir auf rund 2.170 m weglos für einen Fotostopp zum markanten Felsfenster und nahmen anschließend noch den Gipfel des Hochzint (2.246 m) mit.
Dieser aussichtsreiche, formschöne Nebengipfel lässt sich über einen nicht allzu schwierigen Steig erreichen (vergleichbar mit den schwierigsten Passagen des Hüttenzustiegs) und ist für alle, denen das Birnhorn eine Nummer zu groß ist, ein lohnendes Alternativziel. Der Blick vom Gipfel in die Felswände des Birnhorns ist phänomenal. Getoppt wurde das Bergerlebnis nur noch von einem kalten Bierchen auf der Terrasse der Passauer Hütte – nach 1.900 Höhenmetern schmeckt’s gleich doppelt gut.
Grande Finale: Sonnenaufgang bei der Passauer Hütte
Zu unserer jährlichen Bruder-Bergtour gehört eine Nacht in den Bergen. Also verbrachten wir noch eine Nacht in der Passauer Hütte. Nach einem herrlichen Schnitzel zum Abendessen bekamen wir am nächsten Morgen vor dem Abstieg noch einen ebenso genialen Sonnenaufgang serviert. Besser geht’s nicht!
Fazit der Wanderung auf das Birnhorn
Die Alpinwanderung über die Kuchelnieder auf das Birnhorn ist eine lange und anspruchsvolle Tour im hochalpinen Gelände. Schon der Hüttenzustieg verlangt Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Der Weiterweg über die Kuchelnieder führt über einen leichten Klettersteig sowie teils sehr ausgesetzte, steile alpine Pfade. Unterm Strich erfordert die Tour neben solider Kondition auch Erfahrung im Alpinwandern.
Wer es noch alpiner möchte, wählt die Überschreitung mit Aufstieg über den ungesicherten Hofersteig. Dort wartet noch mehr einfache Kletterei – und noch mehr Tiefblicke.
Sicher unterwegs mit Black Diamond
An dieser Stelle ein Dank an Black Diamond, die mich mit einer perfekten Ausrüstung für Touren wie diese ausgestattet haben.
- Trail Vista 28: Der Rucksack hat eine super Größe für Zweitagestouren. Groß genug, um alles für eine Hüttennacht mitzunehmen, bietet er gleichzeitig ein hohes Maß an Funktionalität. Mit seinem leichten Innenrahmen kaum ins Gewicht.
- Pursuit FLZ Trekking Poles: Trekkingstöcke entlasten die Knie bei Auf- und Abstieg. Bei Touren mit so vielen Höhenmetern ein absolutes Muss. Was mir an den Pursuit FLZ besonders gut gefallen hat: Zusammengefaltet lassen sie sich in der dafür vorgesehenen Schlaufe am Trail Vista bei Kletterpassagen schnell verstauen.
- Valley Shorts: Mit Atmungsaktivität und Stretchmaterial bietet die geniale Hose besten Komfort an heißen Tagen.
- Solution 2.0 Jacket: Winddicht, wasserabweisend, leicht und mit äußerst kleinem Packmaß ist diese Jacke der ideale Begleiter bei Bergtouren wie dieser. Mit ihr konnte ich den kühlen Sonnenaufgang bei der Passauer Hütte warm eingepackt genießen.
Bezahlte Partnerschaft