Mit 2.864 Metern ist der Triglav der höchste Berg Sloweniens. Der Bamberg Weg über den Plemenice-Grat gilt als schönster und zugleich schwierigster Anstieg auf den Gipfel – und auch ich habe mich in diese fabelhafte Bergtour verliebt.
Toureninfos Triglav Überschreitung
- Lage: Slowenien / Julische Alpen
- Ausgangspunkt: Wanderparkplatz im Vrata-Tal
- Höhenmeter & Distanz: 2.100 hm | 17 km
- Höchster Punkt: 2.864 Meter
- Schwierigkeit gemäß SAC-Wanderskala: Schwierige Alpinwanderung (T6) mit leichter Kletterei (II-) und mäßig schwierigen Klettersteigen (bis B/C)
- Schlüsselstelle: Ein extrem ausgesetzter Turm am Plemenice-Grat (II-)
- Gemacht im: September 2025
- Link zum Selberplanen: alpenvereinaktiv
Über fünf Jahre und vier Versuche hat es gedauert, bis das Wetter endlich mitgespielt hat und Flo und ich den Triglav besteigen konnten. Das Warten hat sich gelohnt: Die Bedingungen waren schlicht perfekt.
Tourenbeschreibung Bamberg Weg & Normalweg
Viele Wege führen von allen Seiten auf den Triglav. Doch der Bamberg Weg ist zweifelsohne der eindrucksvollste. Nach seiner Sanierung wurde er 2020 sogar zum schönsten Bergweg Sloweniens gewählt.
Hinweis: Da die Tour insgesamt sehr lang ist, beschreibe ich hier nicht jeden Meter, sondern gehe mehr auf den allgemeinen Charakter der einzelnen Abschnitte ein. Der Beitrag wird auch so lange genug 😀
Vom Parkplatz zum Luknja-Pass
Ausgangspunkt der Triglav Überschreitung ist der große Wanderparkplatz im Vrata-Tal (1.015 m). Vorbei am Aljazev-Haus geht es zunächst gemütlich taleinwärts, direkt auf die mächtige Nordwand des Triglavs zu. Mit bis zu 1.500 Metern Höhe zählt sie zu den höchsten Felswänden der Ostalpen.
Nach rund 2,5 Kilometern erreicht man den Talschluss (ca. 1.120 m). Der Weg schwenkt nach Südwesten und steigt zunehmend steiler zum Luknja Pass (1.766 m) an. Spätestens hier heißt es: Helm auf, Klettersteigset anlegen – der 1,6 Kilometer lange Bamberg Weg beginnt.
Über den Bamberg Weg aufs Hochplateau
Der Bamberg-Weg führt durch die Südwestwand und über den Plemenice-Grat auf das Hochplateau des Triglavs. Er ist eine herrlich abwechslungsreiche Mischung aus mäßig schwierigen Klettersteigen (bis B/C) und alpinen Steigen (T6) mit einfachen, aber ausgesetzten Kletterstellen (bis II-). Insgesamt ist der Weg gesamtalpinistisch anspruchsvoll – absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Pflicht, große Teile verlaufen im Absturzgelände.
Rund 600 Höhenmeter klettert man über Schotterbänder, Türme und durch Rinnen. Zunächst geht es lange an der Südwestseite des Grates entlang, weiter oben direkt auf der Gratkante. Atemberaubende Tiefblicke und eindrucksvolle Weitblicke in den Triglav-Nationalpark wechseln sich ständig ab. Besonders eindrucksvoll sind die Blicke in die gewaltige Nordwand – näher kommt man ihr nur beim Klettern in der Wand selbst.
Weil man es nicht oft genug erwähnen kann: Der Bamberg Weg ist nicht durchgehend versichert. Es warten längere unversicherte Passagen. Die Schlüsselstelle ist ein kleiner Turm direkt am Grat (II-) den man über- oder rechts umklettern kann. Beides ist extrem luftig – für mich persönlich war das die mental anspruchsvollste Stelle der Tour. Man muss schon damit umgehen können, dass es unterm Hintern nach unten pfeift. Viel Gehgelände zwischendurch bietet ausreichend Zeit zum Runterkommen.
Nach 1,6 unglaublich kurzweiligen Kilometern erreicht man auf etwa 2.370 Metern den Ausstieg des Bamberg Wegs – der anspruchsvollste Teil der Tour ist geschafft, und vor einem öffnet sich das weite Hochplateau des Triglavs.
Über das Hochplateau zum Gipfelklettersteig
Technisch einfach geht es weiter über das Plateau bis zum Einstieg des Gipfelklettersteigs „Zavarovana Plezalna Pot“ (ca. 2.540 m, A/B). Die bizarre Karstlandschaft erinnert an das Steinerne Meer und lässt das stellenweis mühsame Auf und Ab schnell vergessen
Über den Gipfelklettersteig auf den Triglav
Beim Einstieg des „Zavarovana Plezalna Pot“ wird zum ersten Mal klar, warum der Triglav auch liebevoll Stachelschwein genannt wird. Zahlreiche Stahlstifte entschärfen ab sofort bis ins Tal zahlreiche Kletterstellen.
Ähnlich abwechslungsreich wie der Bamberg Weg nur deutlich einfacher führt der Gipfelklettersteig über seilversicherte Passagen (fast ausschließlich A/B), Gehgelände und einfache Kletterei (I-) auf den Gipfel des Triglav. In der Triglavska Scharte (2.655 m) wechselt man von der West- in die Südflanke, von der aus man zum ersten Mal einen Blick auf den Normalweg erhaschen kann – und die Menschenmengen, die sich dort nach oben schieben.
In gewohnter Manier geht es weiter, bis man schließlich auf dem Südwestgrat landet, auf dem man die letzten Höhenmeter zum Gipfel (2.864 m) überwindet. Oben wartet – neben zahlreichen Menschen – ein atemberaubendes Rundumpanorama, das man sich unbedingt in Ruhe gönnen sollte. Für den Abstieg heißt es nämlich Kräfte und vor allem Nerven sammeln.
Abstieg über den Normalweg zum Triglavhaus
Bereits am Gipfel wurde klar: Unser einsames Bergerlebnis endet hier. Ab jetzt ist man im Pulk unterwegs. Aber lassen wir die Menschenmengen einmal beiseite. Landschaftlich ist der Abstieg über den Normalweg nämlich ein wahrgewordener Traum für Genussbergsteiger.
Der Normalweg führt großteils versichert (A/B) über den Grat und den Kleinen Dreikopf (2.739 m) Richtung Triglavhaus. Dennoch darf man ihn nicht unterschätzen: Manche Stellen sind ungesichert, der Fels durch den hohen Andrang stark abgeschliffen und rutschig – zweimal bin ich fast ausgerutscht. Auch hier empfehle ich dringend ein Klettersteigset, auch wenn viele darauf verzichten.
Am anspruchsvollsten ist die steile Wand vom Kleinen Dreikopf hinunter zum Triglavhaus. Je nach Andrang kann es hier zu Wartezeiten an unangenehmen Stellen kommen. Hat man diese Passage geschafft, erreicht man nach wenigen Minuten das Triglavhaus (2.515 m) – nach rund 10 Kilometern, 1.960 Höhenmetern im Aufstieg und 460 im Abstieg. Spätestens hier hat man sich ein kühles Pivo redlich verdient.
Eine Nacht am Triglavhaus
Ganz ehrlich: Sowohl Service, Preise als auch Zustand des Triglavhauses lassen zu wünschen übrig. Aber nach diesem langen Tag ist eine Übernachtung hier fast unverzichtbar – auch wegen der herrlichen Sonnenaufgänge. Als Tagestour wäre uns die Überschreitung schlicht zu lang gewesen. Entsprechend froh waren wir, wenige Tage davor noch einen Platz bekommen zu haben – meist muss man sehr früh reservieren.
Abstieg über den Prag-Weg (Normalweg)
Der Prag-Weg ist der einfachste Nordanstieg auf den Triglav und gilt als Normalweg. Auch wenn es hier keinen Klettersteig und nur wenige Kletterpassagen (bis I) gibt, darf man ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zurecht ist er mit T6 als schwere Alpinwanderung kategorisiert. Es gibt viele ausgesetzte Passagen und immer wieder Absturzgelände. Schlüsselstelle ist eine mit Stahlseil versicherte, senkrechte, rund 15 Meter hohe Wand.
Landschaftlich lässt der Normalweg keine Wünsche offen. Im Bann der mächtigen Nordwand schlängelt er sich geschickt durch die steilen Ostflanken des Triglavs. Ein bisschen lästig ist nur das manchmal etwas rutschige Schottergelände.
Je weiter man nach unten steigt, desto einfacher wird der Weg. Man landet schließlich in Latschenfeldern, durch die man dann zum Talboden wandert. Unten angekommen heißt es nur mehr die letzten Kilometer talsauswärts marschieren, bis man wieder am Parkplatz landet.
Fazit zur Triglav Überschreitung
Die Triglav Überschreitung ist für mich ein wahr gewordener Bergsteigertraum. Extrem abwechslungsreich, konditionell fordernd und gesamtalpinistisch anspruchsvoll führt sie über den höchsten Berg Sloweniens. Die Landschaft des Triglav Nationalparks ist einfach überwältigend.
Ohne Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und stabiles Wetter sollte man sich hier nicht auf den Weg machen. Mein Rat: Lieber einmal mehr warten und die Tour bei besten Bedingungen genießen. Es lohnt sich!