Wenn sich im Tiroler Wipptal der Schnee ins Hochgebirge zurückzieht und die Almwiesen aufblühen, beginnt hier eine der schönsten Zeiten für Naturliebhaber: der Bergfrühling. Wir durften uns selbst ein Bild davon machen und haben ein paar Wandertipps und Fotos für euch mitgebracht.
Bis vor Kurzem war das Wipptal ein weißer Fleck auf unserer Landkarte. Umso größer war unsere Vorfreude, die Region rund um den Brenner endlich selbst zu entdecken. Und so viel sei an dieser Stelle schon verraten: Das Wipptal hat uns überrascht und begeistert – vor allem seine Seitentäler, die im Frühling in einem Meer aus Blüten erstrahlen.
Warum der Frühling im Wipptal besonders ist
Die stillen Übergangszeiten in den Bergen haben es mir immer schon angetan. Klar, die Hütten sind noch geschlossen und die hohen Gipfel präsentieren sich mit ihrer Schneehaube unnahbar. Doch genau das macht den Frühlingszauber aus. Wenn in den Tälern das Leben erwacht, sind es die niedrigen, familienfreundlichen Ziele, die mit ihrer Schönheit locken. Blühende Wiesen vor weißen Berglandschaften – und mit etwas Glück hat man dieses Naturkino ganz für sich allein.
Das Wipptal ist voll von solchen Frühlingsjuwelen: blumenreiche, sanfte Wanderberge, eingebettet in die eindrucksvolle Kulisse mächtiger Dreitausender. Genau diese Szenerie haben wir bei unserem Besuch gesucht – und gefunden.
Unsere Frühlingswanderungen im Wipptal
Zwei Tage, zwei Touren – und jede auf ihre Weise unvergesslich: Am ersten Tag ging es auf den Padauner Kogel und am zweiten haben wir dem Blaser einen Besuch abgestattet.
Padauner Kogel (2.066 m)
Der Padauner Kogel mag mit seinen 2.066 Metern auf den ersten Blick unscheinbar wirken – doch wenn man seinen Gipfel erreicht, wird man mit einem 360-Grad-Panorama belohnt, das seinesgleichen sucht: Olperer, Obernberger Tribulaun und viele weitere namhafte Gipfel reihen sich postkartenreif entlang des Horizonts.
Ausgangspunkt der Wanderung ist das Hochtal Padaun. Die stattliche Seehöhe von 1.580 Metern sorgt dafür, dass man bis zum Gipfel nur 500 Höhenmeter überwinden muss. Der bestens markierte Weg Nr. 83 führt zunächst entlang der Straße nach Südwesten, bevor man rechts in den Wald abzweigt. Dort wird es stellenweise steil, ehe man über den sanften Rücken dem Gipfel entgegenwandert. Oben angekommen bietet sich rund um das Kreuz genügend Platz, um den atemberaubenden Rundumblick in aller Ruhe zu genießen.
Die Tour ist technisch einfach und eignet sich hervorragend für Familien. Wir waren mit unserer 16 Monate alten Tochter unterwegs – inklusive Kraxe. Nur den nordseitigen Abstieg über den Weg Nr. 82 haben wir ausgelassen: Der erschien uns mit Kind auf dem Rücken etwas zu steil. Abgerundet haben wir die Tour mit einer Einkehr im Berggasthof Steckholzer. Dort warten – neben herzlicher Gastfreundschaft – ein paar der besten Kaspressknödel des Tals.
Blaser (2.240 m)
Der Blaser gilt als „blumenreichster Berg der Alpen“ – und natürlich wollte ich mir dieses Superlativ nicht entgehen lassen. Da die Tour immerhin knapp 1.000 Höhenmeter aufweist, habe ich mich am zweiten Tag alleine auf den Weg gemacht. Anna hat inzwischen mit Leni das Gschnitztal erkundet. Das ermöglichte mir eine Überschreitung des Blasers: Anna brachte mich zum Ausgangspunkt nach Trins und holte mich später auf der anderen Seite in Maria Waldrast wieder ab.
Auf der Südseite zeigt sich der Blaser von seiner freundlichen Seite. Sobald man den Bergwald hinter sich gelassen hat, öffnet sich das Gelände. Über die weitläufigen Sanddürrenmähder geht es auf einem einfachen Pfad hinauf zur Blaserhütte (2.176 m) und von dort weiter zum Gipfel.
Und ja – auch wenn ich für das volle Blütenspektakel (meist ab Juni) noch ein wenig zu früh dran war, zeigten sich bereits die ersten Farbtupfer am Wegesrand. Einen Vorgeschmack darauf, wie es hier im Frühsommer aussehen dürfte, bekam ich aber allemal. Die Aussicht am Gipfel ist hingegen ganzjährig ein wahrer Hochgenuss: Besonders die markante Serles und die Kesselspitze wissen zu beeindrucken.
Der Abstieg nach Maria Waldrast ist deutlich alpiner als der Aufstieg: steiler, rauer, ruppiger – genau nach meinem Geschmack. Aufgrund der nordseitigen Exposition musste ich noch einige Schneefelder überqueren. Wer sich dabei unsicher fühlt, dem würde ich raten, in der Übergangszeit lieber wieder nach Trins abzusteigen.
Noch mehr Frühlingsabenteuer im Wipptal
Das Wipptal hat im Frühling natürlich viel mehr als unsere zwei Bergtouren zu bieten. Da wäre etwa der türkisgrüne Obernberger See, der wie ein Juwel in den Bergen liegt. Oder das idyllische Durachjöchl mit seinen weiten Almwiesen. Für Klettersteigfans locken der Peter Kofler Klettersteig und der St. Magdalena Klettersteig. Wer lieber auf zwei Rädern unterwegs ist, sollte sich die Naviser Almenrunde nicht entgehen lassen. So viele Gründe wiederzukommen …
Fazit
Das Wipptal und seine Seitentäler sind im Frühling Balsam für die Seele. Wenn die Natur aus dem Winterschlaf erwacht und ein Blütenmeer auf weiße Riesen trifft, werden Wanderträume wahr. Umso mehr, wenn man diese bildschöne Szenerie verhältnismäßig einsam erleben darf. Du möchtest selbst den Bergfrühling im Wipptal entdecken? Finde jetzt die passende Unterkunft und starte dein Blütenabenteuer!
Für uns steht fest: Der Bergfrühling im Wipptal hat uns verzaubert – und wir kommen wieder. Vielleicht sehen wir uns ja beim nächsten Blütenmeer. Genächtigt haben wir übrigens im Parkhotel Matrei, wo wir uns bestens aufgehoben gefühlt haben. Das Essen war fantastisch und das Personal so herzlich – besonders Kellner Ibro hat es unserer kleinen Leni angetan ❤
Factbox Wipptal
- Das Wipptal erstreckt sich zwischen Innsbruck im Norden und dem Brennerpass im Süden.
- Es trennt die Stubaier und Sarntaler Alpen im Westen von den Tuxer und Zillertaler Alpen im Osten.
- Das Wipptal hat mehrere größere, besiedelte Seitentäler, darunter das Navistal, das Gschnitztal, das Obernbergtal, das Schmirntal und das Valsertal.
- Es ist eine der bedeutendsten Nord-Süd-Verkehrsachsen durch die Alpen. Die Brennerautobahn ist die wichtigste und meistbefahrene Alpenquerung.