Der Chimborazo (6.263 m) gilt als höchster Berg der Welt, wenn man vom Erdmittelpunkt aus misst. Wie es möglich ist, dass er damit sogar höher als der Mount Everest (8.848 m) ist, erkläre ich euch in diesem Beitrag.
Titelbild: Adodi Photography / Adobe Stock
Warum der Everest nicht der höchste Berg der Welt ist
Der Chimborazo ist ein inaktiver Vulkan in Ecuador. Sein Gipfel liegt 6.263 m über dem Meeresspiegel. Aber wie kann der dann höher als der Mount Everest sein?
Das liegt daran, dass die Erde keine perfekte Kugel ist. Aufgrund ihrer Rotation und der sich daraus ergebenden Fliehkraft ist sie ein Rotationsellipsoid, dessen Radius am Äquator größer und an den Polen kleiner ist. Das folgende Video erklärt das Phänomen:
Da der Chimborazo näher am Äquator liegt als der Mount Everest, ist sein Gipfel rund 2.000 Meter weiter vom Erdmittelpunkt entfernt. Steht man auf seinem Gipfel, hat man mit exakt 6.384,56 Kilometern die geozentrische Maximaldistanz erreicht. Weiter kann man sich vom Erdmittelpunkt auf der Erdoberfläche nicht entfernen.
Karte (c) US Government (Central Intelligence Agency), Public domain, via Wikimedia Commons; Gipfel von mir eingezeichnet
Das macht den Chimborazo zum höchsten Punkt der Welt. Würde man die Erdoberfläche ausrollen, könnte man vom Gipfel des Vulkans auf den Everest hinabblicken – wenn es möglich wäre, so weit zu sehen.
Natürlich ist das Ganze zum Teil auch eine Philosophiefrage. Für mich macht es aber am meisten Sinn, den Gipfel, der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist, als höchsten Berg der Erde zu bezeichnen. Schließlich ist man dem Himmel nirgendwo näher. Auch wenn man dafür vom Meeresniveau aus weniger Höhenmeter zurücklegen muss als auf den Mount Everest.
Die höchsten Berge der Erde: Plätze 2 – 4
- Nevado Huascarán (6.768 m) in Peru
- Cotopaxi (5.897 m) in Ecuador und
- Kilimanjaro (5.895 m) in Tansania
Den Chimborazo besteigen
Ihr fragt euch jetzt bestimmt, wie schwer es ist, den Chimborazo zu besteigen. Die gute Nachricht: Er ist deutlich einfacher als der Mount Everest. Gut akklimatisiert dauert die Tour gerade einmal zwei Tage.
Aufgrund seiner Höhe darf man den Berg aber keinesfalls unterschätzen. Ein sicherer Umgang mit Pickel und Steigeisen sind Grundvoraussetzung. Genauso wie eine extrem gute Kondition. Am Gipfeltag sind – je nach Verhältnissen – 9 bis 14 Stunden Gehzeit und bis zu 1.450 Höhenmeter im Auf- und Abstieg zu bewältigen.