Wenig ist frustrierender als schlechtes Wetter in den Bergen. Aber nichts ist für immer und nach dem Regen scheint wieder die Sonne. Gebt also die Hoffnung nicht auf und haltet nach folgenden Anzeichnen und Vorboten für gutes Bergwetter Ausschau.
Inhaltsverzeichnis
- Steigender Luftdruck
- Morgenrot
- Schnell auflösende Kondensstreifen
- Berg mit Hut
- Regenbogen am Abend
- Fernsicht
Man muss kein Experte sein, um in den Bergen Anhaltspunkte für eine Wetterverbesserung zu entdecken. Eine Reihe ziemlich zuverlässiger Naturphänomene und bewährter Regeln helfen dabei, mögliche Wetteränderungen zu erkennen. Wie so oft gibt es jedoch auch hier keine Garantien: Die folgenden Vorboten und Anzeichen können zutreffen, müssen es aber nicht.
Eines noch vorab: Die beschriebenen Wetterregeln und Phänomene ersetzen nicht das ausführliche Studium des Wetterberichts im Rahmen der Tourenplanung. Sind aber definitiv eine sinnvolle und spannende Ergänzung im Repertoire jedes Bergsteigers und Wanderers. Ich habe übrigens auch einen Beitrag rund um Anzeichen für schlechtes Bergwetter für euch.
Steigender Luftdruck
Der Luftdruck ist die aussagekräftigste Informationsquelle für die Wettervorhersage: Ein stabiler oder steigender Luftdruck bedeutet meist gutes Wetter (Hochdruckgebiet). Der plötzliche Abfall des Drucks kann hingegen auf heranziehendes schlechtes Wetter (Tiefdruckgebiet) hinweisen.
Die meisten Sportuhren für Bergsteiger haben ein eingebautes Barometer (das auch für die Höhenmessung genutzt wird), mit dessen Hilfe man den Luftdruck verfolgen kann. Außerdem findet man bei den meisten Hütten ein Barometer, auf dem man den Luftdruck ablesen kann.
Ich empfehle, immer den Luftdruck auf der Uhr im Auge zu behalten beziehungsweise vor und nach einer Pause oder Nacht auf der Hütte das Barometer zu checken und die Werte zu vergleichen.
Abendrot
Im Volksmund gilt: „Abendrot, Schönwetterbot“. Das Sprichwort hat aus meteorologischer Sicht durchaus seine Berechtigung. Denn ein schönes Abendrot entsteht meistens, wenn der Himmel im Westen (wo die Sonne untergeht) wolkenarm ist und im Osten eine Bewölkung abzieht, die von dem roten Licht angestrahlt wird.
Da in unseren Breiten das Wetter meistens von Westen nach Osten zieht, kann man davon ausgehen, dass bei der typischen Westströmung – und nur dann – über Nacht die Front weiter abzieht und darauf oft ein heiterer Tag folgt.
Regenbogen am Abend
Eine ähnliche Logik gilt für Regenbögen am Abend. Auch hier hat die Position der Sonne in Verbindung mit der allgemeinen Wetterlage eine gewisse meteorologische Aussagekraft. Regenbögen entstehen, wenn Sonnenlicht durch Wassertröpfchen in der Luft gebrochen wird. Damit ein Regenbogen sichtbar wird, muss die Sonne hinter dem Beobachter stehen und das Licht in Richtung Regenfront brechen, die sich vor dem Beobachter befindet.
Ein Regenbogen am Abend bedeutet, dass die Sonne im Westen steht und der Regenbogen im Osten erscheint. Wie bereits erwähnt, ziehen Wetterfronten bei uns oft von Westen nach Osten. Dementsprechend deutet ein Regenbogen am Abend bei einer Westströmung darauf hin, dass sich eine Regenfront vom Beobachtungsort entfernt. Die alte Bauernregel „Regenbogen am Abend Ist dem Schäfer labend“ basiert auf diesem Phänomen.
Schnell auflösende Kondensstreifen
Kondensstreifen entstehen, wenn Abgase von Flugzeugen in den oberen Atmosphärenschichten kondensieren. Gleichzeitig können sie Aufschluss über die bevorstehenden Wetterverhältnisse geben.
Das Fehlen von Kondensstreifen am Himmel kann ein Indiz für stabiles Wetter sein. Kondensstreifen bilden sich am ehesten in feuchter Luft. Wenn die Luft in der Höhe trocken ist, verdampfen die Kondensstreifen schnell wieder oder entstehen erst gar nicht. Trockene Luft in großen Höhen ist oft ein Zeichen für eine Hochdrucklage, die meist mit gutem und stabilem Wetter einhergeht.
Berg mit Hut
Eine lokale Wetterregel lautet oft: „Trägt Berg XY einen Hut, wird das Wetter gut.“ Und auch hier ist aus meteorologischer Sicht was dran. Der Hut entsteht, wenn Luftmassen auf einen Berg treffen und zum Aufsteigen gezwungen werden. Dabei kühlt die Luft ab und kondensiert. Es kommt zur Wolkenbildung.
Beim Herabsinken auf der anderen Seite des Berges erwärmt sich die Luft wieder und die Wolke löst sich auf. Wenn die Bedingungen stabil sind (relativ trockene Luft und Hochdruckwetter), bleibt die Wolke stationär über dem Gipfel und bildet den charakteristischen Hut. Bei instabilen Verhältnissen und feuchter Luft würde die Wolke über dem Gipfel in die Höhe wachsen.
Dieses Phänomen lässt sich in unserer Gegend besonders gut bei frei stehenden Bergen mit einer Höhe von 2.000 bis 3.000 Metern beobachten.
Fernsicht
Gute Fernsicht in den Bergen ist ein Hinweis auf stabile und klare Wetterbedingungen. Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass eine gute Fernsicht mit gutem Wetter korreliert.
Trockene Luft: Feuchtigkeit in der Luft trägt zur Bildung von Dunst und Nebel bei. Diesige Luft reduziert die Sichtweite. Trockene Luft hingegen enthält weniger Feuchtigkeit. Es sind also weniger Partikel vorhanden, die das Licht streuen und die Sicht trüben. Gute Fernsicht ist somit oft ein Indikator für Hochdruckgebiete, in denen das Wetter meist klar und sonnig ist.
Stabile Atmosphäre: Gute Fernsicht ist ein Zeichen für eine stabile atmosphärische Schichtung. In einer stabilen Atmosphäre gibt es wenig vertikale Luftbewegungen, die Staub, Pollen oder andere Partikel aufwirbeln könnten, die die Sicht trüben. Diese stabilen Bedingungen sind ebenfalls oft in Hochdrucksystemen zu finden.
Fazit
Zum Abschluss soll noch mal erwähnt werden, dass es sich bei diesen Wetterregeln und Naturphänomenen um keine exakte Wissenschaft handelt. Es wird also nicht jedes Mal schön, wenn es ein Abendrot gegeben hat 🙂 . Es macht aber trotzdem Sinn, seine Umgebung in den Bergen im Auge und diese Anzeichen im Hinterkopf zu behalten. Denn immerhin KÖNNEN sie manchmal das Wetter vorhersagen. Ich habe übrigens auch einen Beitrag rund um Anzeichen für schlechtes Bergwetter für euch.