In direkter Nachbarschaft zu den Drei Zinnen hat man es bestimmt nicht leicht. Trotzdem ist es dem Paternkofel gelungen, ein Highlight fรผr sich zu werden. Zurecht, denn der Weg auf seinen Gipfel lรคsst einen wortwรถrtlich tief in den Berg und seine Geschichte eintauchen.
Toureninfos
- Lage: Italien / Sรผdtirol / Sextner Dolomiten
- Ausgangspunkt: Auronzohรผtte
- Hรถhenmeter & Distanz: 780 hm | 14 km
- Hรถchster Punkt: 2.744 Meter
- Schwierigkeit gemรคร SAC-Skalen: Alpinwanderung (T4) mit leichter Kletterei (I) und mรครig schwierigem Klettersteig B/C
- Schlรผsselstelle: fรผr mich der rutschige De Luca Innerkofler Klettersteig im Abstieg zwischen Gamsscharte und Dreizinnenhรผtte
- Gemacht im: August 2022
- Link zum Selberplanen: alpenvereinaktiv | Topo
Tourenbeschreibung der Paternkofel รberschreitung
Seit ich dem Paternkofel einen Besuch abstatten durfte, verstehe ich die Faszination, die er auf viele ausรผbt. Leider ist seine Geschichte weniger schรถn. Denn die Bรคnder und Stollen, die die Tour so besonders machen, sind stille Zeugen des Ersten Weltkrieges.
Da, wo wir heute unbeschwert die beeindruckende Berglandschaft genieรen kรถnnen, lieferten sich Soldaten jahrelang einen sinnlosen Stellungskrieg. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf fรคllt es beinahe schwer, die Tour zu genieรen. Aber versuchen wirโs!
Aufstieg รผber Passportensteig und De Luca Innerkofler Klettersteig
Wie bei meiner Klettertour auf die Groรe Zinne starteten wir unsere Runde bei der Auronzohรผtte (2.320 m). Da wir im Vorfeld Schauergeschichten von Menschenmassen und Staus im Klettersteig gelesen hatten, haben wir uns fรผr einen besonders frรผhen Aufbruch um 05:15 Uhr entschieden.
Gut, dass die ersten 2,5 Kilometer bis zum Paternsattel auf der โAutobahnโ โ dem breiten Wanderweg um die Drei Zinnen โ verlรคuft. So hatten wir genug Zeit, gemeinsam mit der Sonne langsam warm zu werden. Wobei es uns die immer genialer werdende Morgenstimmung relativ leicht machte, auf Touren zu kommen.
Am Paternsattel zweigt ein steiler Pfad zum Passportensteig ab. Dort beginnt auch die eigentliche Paternkofel รberschreitung. Eine geschรคtzte Stunde bahnt sich ab hier der Weg durch dunkle Stollen, schmale Bรคnder und leichte Kletterpassagen zur Gamsscharte (2.675 m) โ immer wieder erรถffnen sich dabei geniale Blicke auf die Drei Zinnen. Da bei uns gerade die Sonne aufging, รคnderte sich die Lichtstimmung gefรผhlt im Minutentakt und vor lauter Fotopausen kamen wir kaum voran.
Hat man den letzten Steilaufschwung, der in der Topo ziemlich passend als โheikle, steile Schuttrinneโ bezeichnet wird, zur Gamsscharte รผberwunden, geht es ab in die Vertikale. Man klinkt sich in die letzten Hรถhenmeter des De Luca Innerkofler Klettersteigs ein, die einen kurz und gar nicht mal so knackig (B/C) auf das Plateau des Paternkofels fรผhren.
Ich persรถnlich fand den Teil der Tour, der beginnt, wenn das Stahlseil endete, mental am herausforderndsten. Im stellenweise ausgesetzten Gehgelรคnde geht es รผber ein Gerรถllfeld und eine ungesicherte Kletterstelle (I) zum Gipfel.
Ein Blick auf die Uhr โ es war erst 07:30 Uhr โ erklรคrte, warum wir ganz allein waren. Generell hatten wir ab dem Paternsattel gerade einmal fรผnf Leute getroffen. Wie so oft zahlte sich der frรผhe Wecker aus. Bei so viel Ruhe genossen wir den Gipfel und den atemberaubenden Blick auf die Drei Zinnen umso mehr, bevor wir uns an den Abstieg machten. Der fรผhrte uns jedoch nicht den gleichen Weg zurรผck. Schlieรlich wollten wir den Paternkofel รผberschreiten und in weiterer Folge die Drei Zinnen umrunden.
Abstieg รผber den Du Luca Innerkofler Klettersteig zur Dreizinnenhรผtte
Geplant โ getan! Bis zur Gamsscharte waren wir immer noch alleine. Lediglich im De Luca Innerkofler Klettersteig zwischen Gamsscharte und Dreizinnenhรผtte kam etwas Gegenverkehr auf. Leider habe ich diesen Teil nicht so schรถn in Erinnerung. Der Felsen war sehr abgeschmirgelt und der Klettersteig zum Abklettern stellenweise ungemรผtlich. Kein Wunder, dass hier oft Staus entstehen, wenn mehr los ist.
Hat man aber die Stahlseile hinter sich gebracht, folgt eines meiner persรถnlichen Highlights: ein rund 600 Meter langer Stollen, der รผber Stufen tief in und technisch einfach durch den Berg fรผhrt. Wieder im Tageslicht angekommen, erreicht man nach wenigen Hรถhenmetern Abstieg die Dreizinnenhรผtte. Wenn man von dort zurรผckblickt, scheint es beinahe surreal, dass man โso einfachโ auf den spitzen Paternkofel hochkommt.
Rund um die Drei Zinnen zurรผck zur Auronzohรผtte
Der weitere Weg zum Ausgangspunkt verlรคuft entlang der โAutobahnโ. Spรคtestens hier ist es vorbei mit dem einsamen Bergerlebnis. Der Wanderweg rund um die Drei Zinnen ist aber zurecht beliebt. Familienfreundlich und perfekt gewartet fรผhrt er durch diese groรartige Landschaft der Sextner Dolomiten. Wer nicht unbedingt auf einen Gipfel muss, kommt auch hier voll auf seine Kosten.
Apropos auf die Kosten kommen: Zum Einkehren mรถchte ich euch die Langalm ans Herz legen. Sie ist zwar erst gegen Ende der Runde angesiedelt, dafรผr aber viel uriger. Hier herrscht keine Massenabfertigung wie bei der Dreizinnenhรผtte und man sitzt auf ihrer Terrasse deutlich nรคher an den Drei Zinnen. Mit etwas Glรผck kann man hier Kletterer in den imposanten Nordwรคnden beobachten โ Alpinkino vom Feinsten! Nach einer kurzen Stรคrkung vergehen die letzten 40 Minuten zurรผck zur Auronzohรผtte wie im Flug.
Fazit
Die Paternkofel รberschreitung in Kombination mit der Drei Zinnen Umrundung ist wirklich eine geniale Tour. Sie hat alles, was man sich nur wรผnschen kann. Leichte Kraxelei, einen schรถnen Klettersteig und dank der Bรคnder und Stollen einen ungewรถhnlichen und abwechslungsreichen Weg. Die Blicke auf die ikonischen Drei Zinnen sind von allen Seiten ein Traum.
Ich mรถchte noch einmal kurz anmerken, dass Schwindelfreiheit und Trittsicherheit bei der Tour wirklich wichtig sind. Das einfache Gehgelรคnde ist oft nicht versichert und an manchen Stellen pfeift es schon mal gut nach unten.
Wanderhoteltipp bei den Drei Zinnen: Berghotel Sexten
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