Eine sorgfältige Tourenplanung ist das A und O für ein sicheres und erfolgreiches Abenteuer in den Bergen. Folgende Schritte gilt es dabei zu beachten.
Die 7 Schritte der Tourenplanung
- Schritt 0: Schätze dein eigenes Können ehrlich ein
- Schritt 1: Finde die passende Tour
- Schritt 2: Recherchiere die Bedingungen
- Schritt 3: Identifiziere die Schlüsselstellen
- Schritt 4: Lege Entscheidungspunkte und Alternativen fest
- Schritt 5: Stelle einen Zeitplan auf
- Schritt 6: Schreibe deine Packliste
- Schritt 7: Checke das Wetter
- Exkurs: Denke immer die Gruppe mit
0. Schätze dein eigenes Können ehrlich ein
Bevor du mit der Tourenplanung loslegst (darum auch Schritt 0), solltest du ehrlich zu dir selbst sein. Für die nächsten Schritte musst du nämlich genau wissen,
- was du technisch kannst,
- wie lange eine Tour sein darf (Distanz und Höhenmeter)
- und solltest im Idealfall deine Leistungswerte kennen (wie viele Kilometer und Höhenmeter du pro Stunde zurücklegen kannst – mehr dazu bei Punkt 5).
Wenn du dein eigenes Können eingeschätzt hast, kannst du mit der eigentlichen Tourenplanung loslegen.
1. Finde die passende Tour
Am Anfang jeder alpinen Unternehmung steht die Suche nach der passenden Tour. Gerade online findet man eine unglaubliche Fülle an Tourentipps und Vorschlägen. Die solltest du jedoch immer mit Vorsicht genießen. Oft stammen die Inhalte – besonders auf Tourenportalen – von Usern, die die Schwierigkeit subjektiv bewerten. Und was für den einen eine einfache Feierabendtour ist, kann für den nächsten eine überfordernde Bergtour sein.
Darum würde ich dir ans Herz legen, bei der Recherche nach den offiziellen alpinen Schwierigkeitsskalen Ausschau zu halten. Diese definieren relativ genau, was du zu erwarten hast und ermöglichen dir eine objektive Einschätzung, ob du der Tour gewachsen bist. Im Zweifelsfall gibt man ein paar Euro für einen guten Tourenführer mit professionell aufbereiteten Tourenbeschreibungen aus. Auf meiner Website bewerte ich übrigens auch jeden Tourentipp anhand der alpinen Schwierigkeitsskala. Mehr Infos zu den Schwierigkeitsskalen findest du hier:
Die alpinen Schwierigkeitsskalen
Hier findest du detaillierte Beschreibungen der Schwierigkeitsskalen für Wanderungen, Kletterrouten, Klettersteige, Ski- & Hochtouren.
Bitte nicht falsch verstehen: Es spricht nichts dagegen, Apps zur Tourenplanung und zur Navigation zu verwenden. Ich würde dir sogar empfehlen, deine Tour samt Kartenausschnitt aufs Smartphone zu laden – die alpenvereinaktiv App bietet das zum Beispiel an. Die digitale Unterstützung kann bei der Navigation vor Ort unglaublich hilfreich sein. Man sollte nur nicht blind darauf vertrauen, was Leute online schreiben oder unreflektiert fremden gpx-Tracks nachlaufen.
Hast du eine Tour gefunden, die von den technischen Ansprüchen und der Länge zu dir passt, geht es im nächsten Schritt darum, etwas über die aktuellen Verhältnisse herauszufinden.
2. Recherchiere die Bedingungen
Es ist ratsam, sich vorab bestmöglich über die Bedingungen auf der geplanten Tour zu informieren. Hier stellen sich je nach Jahreszeit und Disziplin ganz unterschiedliche Fragen: Während uns im Winter für Skitouren primär die Lawinensituation und Schneehöhe beschäftigt, interessieren uns in der Übergangszeit und im Sommer bei Wanderungen und Hochtouren vor allem das Vorhandensein von Altschneefeldern, der Öffnungsgrad von Gletscherspalten oder die Größe des Bergschrunds – um nur einige der Fragestellungen exemplarisch anzuführen. Im Grunde dreht sich alles um die Frage: Lässt sich die Tour aktuell sicher durchführen?
Hilfreich für die Recherche können hier Facebook-Communities (wie z.B. aktuelle Tourenbedingungen – Alpine Auskunft) und Webcams sein. Oder – ganz altmodisch, dafür umso wertvoller – Infos aus erster Hand. Hüttenwirte wissen beispielsweise oft gut über die Verhältnisse im umliegenden Tourengebiet Bescheid. Scheu dich nicht anzurufen und nachzufragen. Vielleicht hast du auch einen Bergführer deines Vertrauens, den du fragen kannst. Auf diversen Webportalen wie alpenvereinaktiv.com (unter Aktuelles) oder tourentipp.com (unter Gipfelkonferenz) kannst du dich ebenfalls über aktuelle Bedingungen erkundigen.
Können und Verhältnisse lassen die geplante Tour zu? Dann gilt es die Schlüsselstellen zu identifizieren.
3. Identifiziere die Schlüsselstellen
Schlüsselstellen heben sich durch alpine Gefahren, technische Herausforderungen, anspruchsvolle Orientierung oder Lawinengefahr vom Rest der Tour ab. Diese Stellen solltest du identifizieren und noch einmal überlegen, ob du sie wirklich bewältigen kannst. Solltest du in einer Gruppe unterwegs sein, müsst ihr natürlich sicherstellen, dass wirklich ALLE Teilnehmer den Anforderungen gewachsen sind. Ich versuche in meinen Tourentipps bestmöglich auf Schlüsselstellen einzugehen.
Gleichzeitig solltest du dir einen Plan B überlegen, falls du dem Abschnitt vor Ort wider Erwarten doch nicht gewachsen bist. Das führt uns automatisch zum nächsten Schritt.
4. Lege Entscheidungspunkte und Alternativen fest
Was machst du, wenn die Bedingungen schlechter sind als erwartet, die Voraussetzung für eine Schlüsselstelle nicht erfüllt ist oder ein Gruppenmitglied überfordert ist? Damit du in solchen Fällen flexibel reagieren kannst und nicht gezwungen bist, am ursprünglichen Plan festzuhalten oder abzubrechen, solltest du verschiedene Alternativen planen. Das könnte zum Beispiel eine leichtere Route am selben Berg oder ein weniger anspruchsvolles Tourenziel im gleichen Gebiet sein.
Die Tour und ihre Alternativvarianten stehen? Dann geht es in die Detailplanung.
5. Stelle einen Zeitplan auf
Mit einem Zeitplan findest du heraus, wie lange du für deine Tour brauchen wirst. Dabei kannst du entweder auf die angegebenen Zeiten der Tourenportale oder Literatur vertrauen oder die Gehzeit selbst berechnen (was ich empfehlen würde, weil du so dein eigenes Tempo berücksichtigen kannst). Dafür gibt es eine einfache Formel oder meinen Gehzeit-Rechner. Alle Infos dazu findest du in einem eigenen Beitrag:
So berechnest du die Gehzeit
Ich erkläre dir, wie du deine Gehzeit für eine Bergtour berechnest und habe einen zuverlässigen Online-Rechner für dich entwickelt.
Basierend auf der Wegzeit und der Anreise klärst du zum Abschluss, wann du starten und spätestens zurück sein möchtest.
6. Schreibe deine Packliste
Je nach Anforderung und Art der Tour wird der Rucksack gepackt. Um dir etwas behilflich zu sein, habe ich fertige Packlisten für Skitouren und Hochtouren für dich.
7. Checke das Wetter
Die Tour ist geplant und der Rucksack gepackt? Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen. Am besten kontrollierst du am Vorabend sowie direkt am Morgen vor der Tour noch einmal das Bergwetter. Ich habe dafür einen Beitrag mit App- und Website-Empfehlungen für dich.
Bergwetter: Die besten Apps und Websites
Es gibt viele Apps und Webseiten, die uns mit guten Prognosen fürs Wandern und Bergsteigen versorgen. Das sind meine langjährigen Favoriten.
Sollte das Wetter auch noch passen, steht deiner Tour nichts mehr im Wege. Wenn dich das alles überfordert, dann gibt es immer noch die Möglichkeit, einen Bergführer zu buchen. Der nimmt dir einen Großteil der Planung ab und du kannst dich voll und ganz auf das alpine Erlebnis konzentrieren. Gerade bei komplexen Touren finde ich persönlich das sehr angenehm.
Exkurs: Denke immer die Gruppe mit
Für sämtliche Punkte oben gilt: Alle in der Gruppe sollten über den Plan Bescheid wissen und sich vorab einig sein. Auf Tour ist dann nicht der richtige Zeitpunkt, um über Umkehrpunkt etc. zu diskutieren. Außerdem sollte man sich, wie bereits erwähnt, immer an dem oder der Schwächsten orientieren – sowohl die Länge als auch die Schwierigkeit müssen von ihm oder ihr problemlos bewältigbar sein.