Die Rundwanderung durch die Weichtalklamm auf das Klosterwappen und durch den Stadelwandgraben zurรผck ins Tal verbindet zwei landschaftliche Highlights am Schneeberg. Gleichzeitig gehรถrt sie zu den lรคngsten โ und fรผr mich ganz klar spektakulรคrsten โ Varianten, um den hรถchsten Berg Niederรถsterreichs zu besteigen.
Toureninfos Weichtalklamm und Stadelwandgraben
- Lage: รsterreich / Niederรถsterreich / Rax-Schneeberg-Gruppe
- Ausgangspunkt: Parkplatz beim Weichtalhaus
- Hรถhenmeter & Distanz getrackt: 1.630 hm | 15,7 km
- Hรถchster Punkt: 2.076 Meter
- Schwierigkeit gemรคร SAC-Wanderskala: Anspruchsvolles Bergwanderung (T3)
- Schlรผsselstelle: Ein paar seilversicherte Passagen in der Weichtalklamm (A/B)
- Gemacht im: November 2025
- Link zum Selberplanen: alpenvereinaktiv
Eine kurze Klรคrung vorab, weil es hier immer wieder zu Missverstรคndnissen kommt: Das Klosterwappen ist der hรถchste Punkt des Schneebergs. Der Schneeberg an sich ist ein Bergmassiv mit mehreren Gipfeln.
Tourenbeschreibung Schneeberg-Runde
Mittlerweile kenne ich den Schneeberg ganz gut. Besonders seine Steige durch die Nordostwand โ vom Fadensteig รผber den Nandlgrat bis zum Novembergrat โ liebe ich. Der sรผdseitige Anstieg vom Hรถllental aus hat mir allerdings noch gefehlt. An einem bilderbuchreifen Novembertag war es dann endlich so weit.

Vom Weichtalhaus durch die Weichtalklamm
Startpunkt der Wanderung ist der groรe Parkplatz beim Weichtalhaus (ca. 560 m) im Hรถllental zwischen Rax und Schneeberg. Hinter der Hรผtte taucht man sofort in einen wilden, naturbelassenen Wald ein. รber moosbewachsene Steine und vorbei an jeder Menge Totholz schlรคngelt man sich nordwรคrts immer tiefer in diese mรคrchenhafte Landschaft hinein.
Und plรถtzlich โ nach etwas mehr als einem Kilometer โ steht man vor einem Anblick, der einem kurz den Atem raubt: dem Eingang in die Weichtalklamm. Wie das Tor zu einer anderen Welt klafft der enge Felsspalt auf. Also: Helm aufsetzen (hier herrscht Steinschlaggefahr) und los gehtโs.
Mรผsste ich die Weichtalklamm mit nur einem Wort beschreiben, wรคre es โspektakulรคrโ. Links und rechts ragen steile Felswรคnde dutzende Meter in die Hรถhe, stellenweise ist der Durchschlupf nicht viel breiter als zwei Meter. Die ganze Klamm wirkt naturbelassen, lediglich ein paar Felsstufen sind mit Leitern, Tritten und Ketten versichert.
Genau diese Ursprรผnglichkeit macht die Weichtalklamm so besonders โ jeder Abschnitt fรผhlt sich wie ein kleines Abenteuer an. In den meisten โklassischenโ Klammen spaziert man auf perfekt angelegten Holzstegen dahin. Hier watet man โ zumindest im Herbst โ durch ein teils knietiefes Blรคttermeer und klettert รผber steile Felsstufen nach oben. Alles fรผhlt sich unberรผhrt an.
Das Weichtal ist keine durchgehende Klamm. Immer wieder รถffnet sich das Gelรคnde, nur um sich ein paar hundert Meter spรคter wieder zu verengen. So sammelt man abwechslungsreich und stellenweise recht steil insgesamt rund 640 Hรถhenmeter. Trittsicherheit muss man auf jeden Fall mitbringen, mit etwas Bergerfahrung sollten die leichten Kletterstellen aber gut meisterbar sein.
รber Kienthalerhรผtte und Witzanikreuz auf das Klosterwappen
Hat man den Ausstieg (ca. 1.200 m) erreicht, quert man eine Forststraรe, bevor es auf einem einfachen Pfad durch einen wunderschรถnen Bergwald zur Kienthalerhรผtte (1.380 m) geht. Von dort folgt man dem Sรผdlichen Grafensteig ein paar Meter bis zu einer Weggabelung.
Mรถchte man die Tour abkรผrzen, bleibt man am Sรผdlichen Grafensteig und spart sich den Gipfelabstecher. Will man das Klosterwappen mitnehmen (rund +500 Hm), hรคlt man sich links. An diesem herrlichen Novembertag wollte ich mir den Gipfel natรผrlich nicht entgehen lassen, also bog ich ab und folgte dem Pfad zum Witzanikreuz (ca. 1.500 m).
Beim Witzanikreuz dreht der Aufstieg ostwรคrts. Weiter durch den Wald und bald durch die Latschenzone wandert man immer steiler werdend direkt auf den Gipfel zu. Die letzten rund 300 Hรถhenmeter โ wenn man den Gipfel das erste Mal sieht und glaubt, dass man gleich da ist โ sind noch einmal konditionell richtig fordernd. Ein kleiner Wadlbeiรer zum Schluss. Mein Tipp: Einen Gang zurรผckschalten und den Blick nach hinten und hinรผber zur Rax genieรen. So werden auch die letzten Meter zum Genuss.
Nach gut 1.630 (getrackten) Hรถhenmetern steht man schlieรlich am Klosterwappen (2.076 m), dem hรถchsten Punkt des Schneebergs. Mich hat dort eine fast surreale Stimmung empfangen: ein Nebelmeer, so weit das Auge reicht. Tage wie diese verleihen dem Bergsport seine ganz besondere Magie.
รber Sรผdrรผcken, Mรคrchenwiese und Stadelwandgraben ins Tal
Der Abstieg verlรคuft zunรคchst รผber den Sรผdrรผcken, der oberhalb der Kรถnigsschusswand und der Bockgrube talwรคrts fรผhrt. Anfangs noch relativ zahm, nimmt er bald an Steilheit zu und wird spรผrbar alpiner. Schnell wird klar, dass man hier auf einer der ursprรผnglichsten Ecken des Schneebergs unterwegs ist โ die Latschenfelder sind dichter, die Wege weniger ausgetreten, die Markierungen verblasster.
Nachdem man wieder den Sรผdlichen Grafensteig (ca. 1.500 m) gekreuzt hat, geht es sogar komplett unmarkiert hinunter zur Mรคrchenwiese (rund 1.400 m). Hier heiรt es: Augen offen halten, sich an markanten Wegpunkten orientieren und ein bisschen Fรคhrten lesen ๐ . Im Grunde kann man aber nicht allzu viel falsch machen โ man landet fast zwangslรคufig auf der Mรคrchenwiese.
Und hier ist der Name Programm. Ich empfehle sehr, einen kurzen Abstecher auf den Gipfel der Stadelwand (1.407 m) zu machen โ die Aussicht hinunter ins Hรถllental und hinรผber zur Rax ist groรartig.
Der weitere Weg zurรผck ins Tal verlรคuft im Wesentlichen durch den wunderschรถnen Stadelwandgraben unterhalb der eindrucksvollen Stadelwand. Technisch unschwierig, aber stellenweise relativ steil, steigt man die letzten rund 900 Hรถhenmeter zur Bundesstraรe ab. Unten angekommen, folgt man der B27 noch etwa einen Kilometer westwรคrts, bis man wieder am Parkplatz beim Weichtalhaus steht.
Fazit Weichtalklamm und Stadelwandgraben
Die Schneeberg-Runde mit Weichtalklamm und Stadelwandgraben ist ein wahres Highlight im Osten รsterreichs: landschaftlich spektakulรคr, extrem abwechslungsreich und mit einem schรถnen Gipfelerlebnis am hรถchsten Berg Niederรถsterreichs. Mit fast 16 Kilometern und รผber 1.600 Hรถhenmetern ist sie konditionell jedoch durchaus fordernd.
Technisch verlangen die Weichtalklamm mit ihren versicherten Kletterstellen und der steile Abstieg durch den Stadelwandgraben Trittsicherheit und ein Gespรผr fรผr alpines Gelรคnde. Wer Erfahrung in alpinen Bergwanderungen mitbringt, wird diese Runde aber als das erleben, was sie ist: ein langer, intensiver und richtig schรถner Schneeberg-Tag.
