Worauf du bei Skitouren im Frühjahr achten musst

Entstanden in liebevoller Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Alpenverein

Für manche ist das Frühjahr die schönste Zeit für Ski(hoch)touren. Längere Tage, wärmere Temperaturen und butterweicher Firn locken in die höheren Lagen. Doch der Frühling bringt in den Bergen auch spezifische Herausforderungen und Gefahren mit sich. In diesem Beitrag möchte ich euch ein paar Dinge mit auf den Weg geben, damit eure Ski(hoch)tour im Frühling zum genussvollen Erlebnis wird.

Inhaltsverzeichnis

Was Skitouren im Frühling besonders macht, sind vor allem die höheren Temperaturen und die stärkere Sonneneinstrahlung. Diese beiden Faktoren beeinflussen – von der Auswahl der Tour über die Ausrüstung bis hin zur Lawinengefahr – so gut wie jeden Aspekt der Tourenplanung.

Grafik Skitouren Frühling
Ein früher Start ist das A und O bei Frühjahrsskitouren © ÖAV Bergsport / G. Sojer

Wenn du die folgenden vier Punkte beachtest, steht einer gelungenen Frühjahrsskitour jedoch nichts mehr im Weg:

1. Wähle das richtige Timing

Um die besten Schneeverhältnisse und eine möglichst geringe Lawinengefahr zu haben, startet man im Frühling besonders früh.

Der frühe Vogel fängt den Firn

Durch die höheren Temperaturen und die stärkere Sonne wird der Schnee im Frühling schneller nass, schwer und sulzig. Um bei der Abfahrt bestmögliche Verhältnisse – Firn statt knietiefem, nassen „Haxlbrecher-Schnee“ – vorzufinden, ist ein früher Start essenziell. „Im Frühjahr startet man mit der Stirnlampe und sitzt spätestens zu Mittag bei einem Bier wieder im Tal“, hat mal ein Bergführer zu mir gesagt. Tipp: Bei der Planung sollte man die Zeitumstellung Ende März im Hinterkopf behalten.

Skifahrer bei einer Firnabfahrt
Was im Hochwinter der Pulverschnee ist, ist im Frühjahr der Firn © ÖAV/Gerhard Mössmer

Rund um das Thema Was ist Firnschnee und wie entsteht er habe ich übrigens einen eigenen Beitrag geschrieben.

Je später am Tag, umso höher die Lawinengefahr

Ein früher Start trägt zusätzlich zur Sicherheit bei. Denn mit dem Taggang nimmt auch die Gefahr von Nassschneelawinen zu. Je mehr die Schneedecke auftaut und dabei durchfeuchtet wird, desto höher ist die Lawinengefahr. Die gefährlichen Triebschneelawinen (siehe Die 5 Lawinenprobleme: Erklärung plus richtiges Verhalten) sind übrigens im Frühling oft kein Thema mehr.

Einsame und wohlverdiente Gipfelrast am Heidentempel
Es gibt schlimmere Plätze, um aufs Auffirnen zu warten, als diesen!

Geht also lieber zu früh als zu spät los. Besser, man wartet am Gipfel auf das Auffirnen, als man ist zu spät dran und bricht bei der Abfahrt knietief ein. Von Lawinen ganz zu schweigen.

2. Beachte Wetter, Schnee und Hangbeschaffenheit

Die aktuellen Verhältnisse in den Bergen können sich im Frühling rasch ändern. Neben der obligatorischen Lawinenprognose bieten auch die Blogs der Lawinenwarndienste und Plattformen wie alpenvereinaktiv.com wertvolle Informationen zu den aktuellen Bedingungen. Wer wichtige Aspekte missachtet, riskiert, statt auf butterweichem Firn in tiefem Sulzschnee, knusprigem Bruchharsch oder gar auf einer völlig aperen Frühlingswiese zu landen.

Besonders wichtig beim Wetter: Klare Nächte & sonnige Tage

Wichtig im Frühling sind klare Nächte. Wolken über den Bergen verhindern – wie eine dicke Decke – das Ausstrahlen und Durchfrieren der Schneedecke. Ist die Nacht nicht klar bzw. kalt genug, kann die Schneedecke morgens schon aufgeweicht sein. Für den Aufstieg wünschen wir uns aber eine knackig-feste obere Schicht.

Die ersten Sonnenstrahlen in Sportgastein im Winter
Nach klaren Nächten ist die Schneedecke meist gut durchgefroren

Für die Abfahrt hingegen soll die Oberfläche etwas auftauen, aber immer noch tragfähig sein. Schließlich wollen wir im Firn nach unten gleiten und nicht durch die obere Schicht brechen und knietief einsinken. Das perfekte Timing dafür zu finden, ist eine kleine Wissenschaft für sich.

Damit es auffirnt, braucht es meistens auch die Sonne. Folgt auf eine kalte, klare Nacht also ein sonniger Tag, dann herrschen vom Wetter her meist gute Bedingungen.

Die Schneelage

Einen guten Überblick über aktuelle Schneelagen bieten Webcams. Zusätzlich habe ich als Tipp für euch die Website AlpineMeteo. Sie stellt Wetterdaten von Messstationen im ganzen Alpenraum in einheitlicher und benutzerfreundlicher Art und Weise dar. Dort findet ihr auch eine Karte mit aktuellen Schneehöhen.

Skitourengeher im Niedertal mit Ski am Rücken
Ein Klassiker bei Skitouren im Frühling: die geschulterten Ski im unteren Bereich der Tour

Zu guter Letzt kann ich euch Facebook-Gruppen ans Herz legen. Hier wird sich meist angeregt ausgetauscht, wo noch ausreichend Schnee für Skitouren liegt.

Hangbeschaffenheit

Besonders im Frühling kommt man nicht drum herum, sich mit der Hangexposition und Hangneigung zu beschäftigen – also, in welche Himmelsrichtung der Hang zeigt und wie steil er ist. Grundsätzlich kann man sagen:

  • Je steiler ein Hang ist, umso schneller firnt er auf.
  • Ist ein Hang nach Osten ausgerichtet, trifft ihn die Sonne schon bei Sonnenaufgang. Auf Südhänge trifft sie etwas später. Westhänge werden ab Nachmittag beschienen. Nordhänge bleiben meist den ganzen Tag im Schatten.
Karte mit eingezeichneter Hangneigung
Je steiler ein Hang, umso schneller firnt er auf © ÖAV Bergsport / G. Sojer

Darum gilt: Je steiler und sonniger eine Abfahrt ist, desto früher muss man starten, um ein „Absaufen“ zu vermeiden und das Lawinenrisiko so gering wie möglich zu halten.

3. Packe die richtige Ausrüstung ein

Alles, was man im Hochwinter braucht, braucht man auch im Frühling. Sprich eine komplette Lawinenausrüstung und das richtige Gewand. Denn auch wenn es im Frühjahr im Tal oft schon sehr warm ist, darf man die Temperaturen im Hochgebirge nicht überschätzen. Besonders wenn der Wind auffrischt, kann es schnell zapfig werden. Also immer eine warme Jacke und dicke Handschuhe mithaben.

On top dürfen im Frühling Harscheisen, Steigeisen (ggf. ein Pickel) und Fellwachs in keinem Skitourenrucksack fehlen.

Harscheisen, Steigeisen und Pickel

Spätestens im Frühling – für gewisse Touren natürlich auch im Winter – gehören Harscheisen (das sind vereinfacht gesagt „Steigeisen für die Tourenski“) in den Rucksack. Sie verhindern ein Abrutschen beim Aufstieg auf gefrorenen Hängen. Hat die Tour steilere Geh- oder Kletterpassagen, muss man auch Steigeisen und einen Pickel mit dabei haben.

Bergsteiger am Gipfel des Similauns
Mit Steigeisen auf den Skitourenschuhen geht’s auf den Gipfel

Fellwachs

Im besten Fall wachst beziehungsweise imprägniert man die Steigfelle bereits vor der Tour. Denn wenn sie während der Tour nass werden und dann wieder gefrieren, kann es zur unangenehmen Stollenbildung kommen (unter Stollen versteht man das Festfrieren von Schnee an den Fellen). Das ist – und da spreche ich aus Erfahrung – äußerst unangenehm, da man die Schneebrocken alle paar Meter wieder abkratzen muss. Zur Sicherheit packt man deshalb ein Fellwachs ein, mit dem man nassgewordene Felle unterwegs behandeln kann.

Ausreichend Flüssigkeit

Bergsteiger am Gipfelgrat des Similauns
Die Sonne kann im Frühling gnadenlos sein

Ich würde euch empfehlen, mehr Flüssigkeit als im Winter mitzunehmen. Dank der höheren Temperaturen kommt man schneller ins Schwitzen und dementsprechend ist der Flüssigkeitsbedarf höher. Sonnencreme hat man natürlich auch im Winter mit, soll hier aber der Vollständigkeit halber auch noch einmal erwähnt werden. Die UV-Belastung im Frühling ist noch einmal deutlich höher als im Winter.

4. Respektiere die Natur

Der Frühling ist eine Zeit des Übergangs und in vielen Bergregionen beginnt die Tierwelt mit der Brut- und Setzzeit. Man sollte also umso mehr das Stören von Wildtieren vermeiden und Sperrzonen respektieren​​​​.

Tafel mit Ruhezone bei der Reitalm
Im Frühjahr, wie im Winter: RespekTIERE deine Grenzen

Fazit: Das musst du bei Skitouren im Frühjahr beachten

Skitouren im Frühjahr können ein tolles Erlebnis sein. Wenn man ein paar Dinge beachtet, steigen die Chancen auf eine gute Zeit in den Bergen:

  • Startet früh und seid spätestens zu Mittag wieder im Tal.
  • Checkt den Wetterbericht und haltet die Augen nach klaren, kalten Nächten mit darauffolgenden sonnigen Tagen offen.
  • Erkundigt euch nach der aktuellen Schneelage. Webcams können hier hilfreich sein.
  • Passt euer Timing an die Hangbeschaffenheit an.
  • Vergesst nicht auf Harsch- und Steigeisen sowie Pickel, Fellwachs und ausreichend Flüssigkeit.
  • Respektiert die langsam erwachende Natur.

Fühlst du dich von alledem überfordert, buche am besten einen heimischen Bergführer. Der weiß genau, wann er wo mit dir sein muss, damit du in den Firngenuss kommst 🙂 .

Jetzt bist du nur noch auf der Suche nach einer passenden Tour? Dann schau dir doch meinen Beitrag zu den Schönsten Frühjahrsskitouren für Genießer in Österreich an. Oder vielleicht wirst du in meiner Liste mit Skitouren mit einem hohen Startpunkt fündig.

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Ich heiße Daniel, bin Mitte 30 und komme aus Österreich. Ich möchte euch mit Rauf und Davon dazu inspirieren, die Schönheit unserer Berge zu entdecken. Dir gefallen meine Geschichten? Dann folge mir doch ♥
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