Über den Stüdlgrat (III+) auf den Großglockner (3.798 m)

Spektakuläre Hochtour auf den höchsten Berg Österreichs

Der Stüdlgrat auf den Großglockner zählt zu den schönsten Gratanstiegen der Ostalpen. Vom Einstieg klettert man über 500 Höhenmeter herrlich ausgesetzt auf den höchsten Berg Österreichs.

Toureninfos

  • Lage: Österreich / Kärnten / Glocknergruppe
  • AusgangspunktLucknerhaus
  • Höhenmeter & Distanz: 1.850 hm | 17,5 km
  • Höchster Punkt: 3.798 Meter
  • Schwierigkeit gemäß SAC-Hochtourenskala: ziemlich schwierige Hochtour (ZS)
  • Schlüsselstelle: Die Platte mit Fixseilen im oberen Bereich des Stüdlgrats (III+)
  • Gemacht im: August 2024
  • Link zum Selberplanen: alpenvereinaktiv | Topo

Tourenbeschreibung Stüdlgrat

Vorab: Der Stüdlgrat ist deutlich anspruchsvoller als der Normalweg auf den Großglockner. Es müssen Kletterstellen bis III+ überwunden werden. Zwischendurch gibt es zwar immer wieder Gehgelände und einfachere Kletterei im Blockgelände (I-II), beides ist aber meist ziemlich ausgesetzt. Gepaart mit der Höhe ist der Stüdlgrat eine anspruchsvolle und ernstzunehmende Hochtour. Der meist stark frequentierte Abstieg über den Normalweg darf ebenfalls nicht unterschätzt werden.

Zustieg zur Stüdlhütte

Ausgangspunkt der Tour ist – wie beim Normalweg – der große kostenpflichtige Parkplatz „Glocknerwinkel“ beim Alpengasthof Lucknerhaus (1.920 m). Von dort wandert man vorbei an der Lucknerhütte (2.241 m) durch das Ködnitztal zur Stüdlhütte (2.801 m). Der Weg ist technisch einfach. Die Stüdlhütte ist auch ein lohnendes Tagesziel und mit fitten Kindern machbar. Wenn das Wetter passt, hat man vor allem am Beginn des Zustiegs postkartenreife Blicke auf den Großglockner.

Da eine Großglockner Besteigung über den Stüdlgrat ziemlich lange ist, empfiehlt es sich, auf der Stüdlhütte zu übernachten und am nächsten Morgen zeitig zu starten. Außerdem ist die kulinarische Verpflegung auf der Hütte legendär. Beim Abendessen gibt es ein All-You-Can-Eat-Salat-, Hauptspeisen- und Dessertbuffet (inkl. Käseplatte!) zum Niederknien. Auch das Frühstücksbuffet lässt keine Wünsche offen. Da habe ich in 3-Stern-Hotels schon deutlich schlechter gegessen 🙂 .

Abendspaziergang zur Akklimatisierung

Da es erst um 19:00 Uhr Abendessen gibt, haben wir am ersten Tag noch einen Abstecher zum Gletscherbeginn des Teischnitzkees auf ziemlich genau 3.000 Metern gemacht. Und das würde ich auch allen Stüdlgrat-Aspiranten empfehlen, denn der kurze Abendspaziergang ist nicht nur gut für die Akklimatisierung, sondern vom Plateau aus hat man auch einen genialen Blick auf den Stüdlgrat und die Glocknerwand. Außerdem kann man sich den Weg bis zum Gletscher schon mal einprägen. Diese Etappe wird man nämlich am nächsten Tag im Schein der Stirnlampe absolvieren.

Zustieg zum Stüdlgrat

Möchte man den Stüdlgrat klettern, ist die Nacht nicht besonders lang. Um 04:30 Uhr gibt es Frühstück und kurz darauf findet man sich auch schon in der Dunkelheit am Weg zum Gletscher wieder. Und der fühlt sich in der Früh deutlich steiler und länger an als am Vorabend.

Der Stüdlgrat auf den Großglockner eingezeichnet
Der ungefähre Routenverlauf; vom Zustieg selbst gibt es keine Fotos, weil es noch dunkel war

Am Gletscher (ca. 3.020 m) wird angeseilt und danach geht es rund 300 Höhenmeter über das zerklüftete Teischnitzkees zum Einstieg des Stüdlgrats. Wir waren relativ spät im Jahr unterwegs und der Gletscher war bereits blank. Dementsprechend konnten wir die offenen Spalten gut sehen und unser Bergführer Gernot (den ich euch für diese Tour ans Herz legen kann) hat uns gekonnt durch das Labyrinth manövriert. Ist man früher im Jahr dran und die Spalten sind noch zu, muss man hier wirklich aufpassen! Die letzten Meter hoch zum Grat wird es kurz etwas steiler, bis man schließlich Felskontakt hat und vor dem Einstieg zum Stüdlgrat (3.320 m) steht. Die Gletscherausrüstung wird im Rucksack verstaut und die Kletterei beginnt.

Über den Stüdlgrat auf den Großglockner

Im unteren Bereich präsentiert sich der Stüdlgrat relativ zahm. Abgesehen von einem kurzen Rinnenkamin (II+) wechseln sich auf den ersten rund 200 Höhenmetern bis zum Frühstücksplatzl (3.550 m) ausgesetztes Gehgelände und einfache Kletterei im Blockgelände (I-II) ab. Perfekt, um sich an den kompakten Felsen und die spektakulären Tiefblicke zu gewöhnen. Hat man in diesem Abschnitt schon Probleme mit der Höhe oder den technischen Anforderungen, sollte man spätestens beim Frühstücksplatzl umdrehen. Denn dort beginnt die eigentliche Kletterei.

Auf den kommenden 250 Höhenmetern pendeln die technischen Schwierigkeiten bis zum Gipfel konstant zwischen dem II. und III. Grad. Auch wenn die anspruchsvollsten Stellen mit Seilen entschärft sind, ist der Stüdlgrat aufgrund der Höhenlage und Länge unbedingt ernst zu nehmen. Verschärfte Verhältnisse wie Vereisung oder Nässe können die Tour sprunghaft deutlich anspruchsvoller gestalten. Bei uns war der Grat beispielsweise wider Erwarten stellenweise sehr feucht und damit ziemlich rutschig. Da heißt es doppelt aufpassen!

Blick vom Stüdlgrat zur Erzherzog-Johann-Hütte
Blick vom Stüdlgrat zur Erzherzog-Johann-Hütte

Obwohl der Stüdlgrat als Ganzes ein Highlight ist, sind mir die ausgesetzte Kanzel (III), der Hangelgrat (III) oder die Platte mit Fixseilen (III+) im oberen Bereich des Grats besonders spektakulär in Erinnerung geblieben. Unterm Strich zählt aber das alpine Gesamterlebnis, das hier wirklich seinesgleichen sucht.

Am Gipfel des Großglockners

Die letzten Meter zum Gipfel des Großglockners (3.798 m) wird das Gelände dann wieder einfacher und nach ziemlich genau 1.000 Höhenmetern ab der Stüdlhütte steht man am höchsten Punkt Österreichs. Ein Traum! Leider steckte der Gipfel bei uns ein wenig in den Wolken, darum habe ich auch vom oberen Bereich nur wenig Fotos.

Abstieg über den Normalweg zur Erzherzog-Johann-Hütte

Der Abstieg über den Normalweg komplementiert die Großglockner Überschreitung. Zunächst klettert man (I-II) in die Scharte zwischen Klein- und Großglockner ab. Mit Hilfe von Fixseilen geht es schließlich auf den Kleinglockner von dem aus man dem Grat (I-II) steil abwärts zum Glocknerleitl folgt. Je nach Jahreszeit kann die Wegbeschaffenheit ein schmaler Firngrat oder eine reine Felskletterei sein. Als ich im Juni 2021 am Großglockner war, hatten wir nur Schnee. Diesmal war es reiner Fels – ich hätte den Weg ehrlich gesagt kaum wiedererkannt. 

Selbiges gilt für das steile Glocknerleitl (40°). Auch das war im Juni 2021 mit Schnee gefüllt, diesmal war es ein steiler Abstieg im reinen Fels. Hat man den „Flaschenhals“, in dem es oft staut, hinter sich gebracht, wandert man nach einer kurzen Gletschersteiltstufe zur Erzherzog-Johann-Hütte (3.545 m), der höchstgelegenen Schutzhütte Österreichs. Die spektakuläre Terrasse bietet sich für eine kurze Pause an. Das Panorama und der Rückblick auf den Glockner sind einmalig.

Über das Ködnitzkees zurück ins Tal

Der Weg von der Adlersruhe hinunter zum Gletscher erfordert noch einmal volle Konzentration. Steil, teilweise ausgesetzt und über weite Strecken mit Stahlseilen versichert, muss man noch einmal rund 300 Höhenmeter absteigen. Danach geht es „nur“ noch über das Ködnitzkees talauswärts, bevor man auf rund 2.900 Metern wieder auf festem Steinboden steht und nur noch zum Parkplatz wandern muss.

Zurück zum Auto geht es über die Stüdlhütte und den oben beschriebenen Aufstiegsweg. Man kann auch ein paar Minuten sparen und direkt über die Moräne Richtung Talboden absteigen. Dann spart man sich den Schlenker zur Stüdlhütte.

Abstieg über die Moräne ins Ködnitztal
Der direkte Abstieg über die Moräne ins Ködnitztal; rechts der Wanderweg, der zur Stüdlhütte führt

Fazit

Der Stüdlgrat auf den Großglockner ist eine der schönsten Bergtouren, die ich bis jetzt gemacht habe. Der kompakte Fels, die landschaftliche Schönheit, die spektakulären Tiefblicke: Hier bekommt man einfach alles geboten – und besteigt nebenbei noch den höchsten Berg Österreichs. Technisch muss man die Bergtour im Ganzen als anspruchsvoll bezeichnen. Die Wegfindung, das Klettern bis in den oberen III. Grad und das alles auf einer Höhe von fast 3.800 Metern machen den Stüdlgrat zu einem hochalpinen und ernsthaften Unterfangen.

Ohne Bergführer hätte ich mich hier nicht immer wohlgefühlt – besonders weil es bei uns, wie bereits erwähnt, feuchter als angesagt war und die Sicht im oberen Bereich auch nicht gerade top war. Bringt man aber die nötigen Voraussetzungen (und je nach Erfahrung einen Bergführer) mit, dann sollte man den Stüdlgrat unbedingt ganz oben auf seine Wunschliste setzen.

Wer hier schreibt
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Ich heiße Daniel, bin Mitte 30 und komme aus Österreich. Ich möchte euch mit Rauf und Davon dazu inspirieren, die Schönheit unserer Berge zu entdecken. Dir gefallen meine Geschichten? Dann folge mir doch ♥
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