Großglockner (3.798 m): Hochtour über Normalweg (ohne Bergführer)

In Eigenregie auf das Dach von Österreich

2020 habe ich mir einen Lebenstraum erfüllt. Gemeinsam mit vier Freunden habe ich den Großglockner – den höchsten Berg Österreichs – in Eigenregie über den Normalweg bestiegen. Übernachtet haben wir auf der wunderschönen Adlersruhe in der legendären Erzherzog-Johann-Hütte.

Toureninfos

  • Lage: Österreich / Tirol / Glocknergruppe
  • Ausgangspunkt: Lucknerhaus
  • Höhenmeter & Distanz: 1.850 hm | 19,1 km
  • Höchster Punkt: 3.798 Meter
  • Schwierigkeit: Mittelschwere Hochtour
  • Schlüsselstellen: je nach Verhältnissen das steile Glocknerleitl und die leichte, aber ausgesetzte Kletterei in der Scharte zwischen Klein- und Großglockner
  • Gemacht am: 12. Juni 2020
  • Link zum Selberplanen: alpenvereinaktiv

Als ich im September 2017 das erste Mal mit Bergführer am Großglockners stand, wusste ich, dass ich diesen Gipfel irgendwann einmal in Eigenregie besteigen will. Knapp drei Jahre später war es schließlich soweit.

Falls du dich auch fragst, ob du den Normalweg auf den Großglockner alleine gehen kannst, habe ich einen eigenen Beitrag für dich:

BLick auf den Großglockner beim Zustieg über den Normalweg

Braucht man für den Normalweg auf den Großglockner einen Bergführer?

Eine Entscheidungshilfe, ob du dem Großglockner ohne Bergführer gewachsen bist. Kannst du diese 9 Fragen mit „Ja“ beantworten?

Erfahrungsbericht Großglockner

Manchmal passt einfach alles: Man hält sich das Fronleichnamwochenende frei, um wieder mal in die Berge zu gehen. Dann liest man, dass am 11. Juni die Erzherzog-Johann-Hütte aufsperrt, die kurzfristig sogar noch Plätze frei hat. Das Wetter könnte nicht besser sein und vier Freunde haben auch noch Zeit und Lust. Da kann man gar nicht anders, als seine Sachen zu packen und das Abenteuer Großglockner in Angriff zu nehmen!

Das Abenteuer Großglockner beginnt

Als wir beim Lucknerhaus ankamen, war es bedeckt und der Glockner versteckte sich in den Wolken. Zum Glück, denn der Weg zur Adlersruhe, auf der die Erzherzog-Johann-Hütte liegt, ist zwar nicht schwer, dafür relativ lang und anstrengend. Immerhin gilt es rund 1.500 Höhenmeter mit schwerem Hochtourenrucksack zu überwinden. Eine runterbrennende Sonne macht da den Zustieg nicht angenehmer.

Dank Wolken und Wind schafften wir es aber in rund 5:30 Stunden inklusiver einiger Pausen auf die Erzherzog-Johann-Hütte. Bei einem feinen Gulasch und Bier haben wir noch den Plan für den nächsten Tag besprochen und sind dann relativ bald ins Bett geschlüpft.

Großglockner virtuell besteigen

▲ Hier geht’s zu meiner 360° Tour ▲
Dort kannst du den Gipfel virtuell besteigen

Als der Wecker läutete, waren wir alle überraschend fit. Nach einem kleinen Frühstück brachen wir gegen 05:00 Uhr auf. Das Schöne an Hochtouren Mitte Juni sind die langen Tage. Trotz des frühen Starts benötigten wir keine Stirnlampe und wurden die ersten Meter bis zum Glocknerleitl vom Sonnenaufgang begleitet.

Bis hierhin ist die Hochtour auf den Großglockner technisch relativ einfach. Es gibt nur einen Gletscher mit einer kleinen Steilstufe zu überwinden. Lediglich das letzte, etwas ausgesetzte Stück zur Erzherzog-Johann-Hütte kann – je nach Schneeverhältnissen – ein bisschen tricky sein. Bei uns war das Fixseil stellenweise noch eingeschneit, was beim Auf- und Abstieg volle Konzentration erforderte.

Ab dem steilen Glocknerleitl wird die Tour aber anspruchsvoller. Pauschal lässt sich über die Schwierigkeit dennoch wenig sagen. Je nach Saison kann man im Leitl wie auch weiter am Grat die unterschiedlichsten Verhältnisse vorfinden. Vor allem am Grat kann man von reiner Felskletterei bis hin zu dicken Schneewechten alles antreffen.

Bei Traumwetter am Gipfel des Großglockners

Dank des kühlen Mais herrschten bei uns noch winterlicher Verhältnisse. Gut die Hälfte der Bergsteiger war sogar noch mit Ski unterwegs. Ob das den Anstieg leichter oder schwieriger macht, liegt wohl im Auge des Betrachters – je nachdem, was einem persönlich besser liegt. Wir haben uns auf jeden Fall entschieden, das Glocknerleitl seilfrei zu gehen und am Grat eine Dreier- und eine Zweierseilschaft zu bilden.

Weil wir nicht wussten, welche Verhältnisse uns erwarten werden, haben wir den Grat durchgehend mit Fixpunkten gesichert. Das ist zwar deutlich zeitaufwendiger (vor allem bei einer Dreierseilschaft, die nicht überschlagend gehen kann) und bei viel (Gegen-)Verkehr mühsam. Dafür ist man so sicher wie möglich unterwegs. Da das Wetter perfekt war und wir keinen Stress hatten, nahmen wir den Mehraufwand in Kauf und standen so „erst“ gegen 09:00 (mit unzähligen, sehr langen Wartepausen bei den Schlüsselstellen) bei Traumwetter und atemberaubender Fernsicht auf dem Gipfel des Großglockners.

Da die Verhältnisse gut waren und wir uns sicher fühlten, haben wir uns beim Abstieg für das Gehen am gleitenden Seil entschieden und konnten damit die Zeit für den Rückweg zur Adlersruhe auf zwei Stunden (ebenfalls mit vielen Wartepausen) halbieren. Dort haben wir uns noch mit einer Suppe gestärkt, bevor wir bei strahlendem Sonnenschein zurück zum Auto abgestiegen sind. Mir haben beinahe alle leidgetan, die uns entgegengekommen sind und sich bei der „Hitze“ den Gletscher hochkämpfen mussten.

Fazit: Ohne Bergführer auf den Großglockner

Was ich gelernt habe: Am Seil eines Bergführers ist der Großglockner definitiv um ein Vielfaches einfacher. Man kann den Kopf ausschalten und vor allem den Gratanstieg zum Gipfel noch mehr genießen. Ist man eigenverantwortlich unterwegs, wird die Tour – besonders mental – anspruchsvoller. In den letzten Jahren konnte ich aber genug Erfahrung sammeln und so habe ich mich nie unsicher oder überfordert gefühlt.

Was ich – im Nachhinein – anders machen würde: Bereits am Hinweg zum Gipfel am gleitenden Seil gehen. Eine Dreierseilschaft mit Sicherung an Fixpunkten ist am Gipfelgrat des Großglockners (vor allem bei viel Verkehr) alles andere als optimal und eher mühsam. Es trägt nicht gerade zur Motivation bei, wenn man ständig von schnelleren Seilschaften überholt wird. Vor allem wenn der Grat eingeschneit und dadurch noch enger ist.

Die „normalen“ Fotos im Beitrag sind übrigens von Philipp Constantin Doblhoff & Hannes Wurzwallner – Danke nochmal dafür! Auf der Suche nach mehr wunderschönen Hochtouren wie dieser? Dann schaut euch doch meinen Beitrag mit den 5 schönsten Hochtouren in Österreich an.

Den Großglockner selbst besteigen

Lust bekommen? Mit dem DAV Summit Club kannst du den Großglockner im Rahmen ihres Hochtourentrainings in den Hohen Tauern gemeinsam mit einem Bergführer selbst besteigen.

  • Technik: ▲▲△△△
  • Kondition: ▲▲▲△△
  • Dauer: 7 Tage
  • Preis: ab 1.585,- €


Bezahlte Partnerschaft

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Ich heiße Daniel, bin Mitte 30 und komme aus Österreich. Ich möchte euch mit Rauf und Davon dazu inspirieren, die Schönheit unserer Berge zu entdecken. Dir gefallen meine Geschichten? Dann folge mir doch ♥
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