Keeskogel (2.884 m): Überschreitung im Großarltal

Ein alpiner Abenteuerspielplatz der Sonderklasse • enthält Werbung

Besonders vom wunderschönen Salzburger Großarltal aus ist der Keeskogel ein kleines alpines Abenteuer. Über weite Strecken unmarkiert, muss man sich den Weg auf den höchsten Berg des Tals selbst bahnen. Im Rahmen der Kaipara Green Trails habe ich mich gemeinsam mit Andreas von „Gipfelfieber“ aufgemacht, um den (noch) vergletscherten König des Großarltals auf seinem langen Grat zu überschreiten.

Toureninfos

Tourenbeschreibung Keeskogel Überschreitung

Da der Anstieg auf den Keeskogel spätestens ab den Lienlacken durch wegloses Gelände verläuft, gibt es nicht den EINEN Pfad, dem man folgen kann. Nur der Grat selbst gibt einen natürlichen Weg vor. Wie man auf ihn kommt, hängt von den Verhältnissen und davon ab, ob man eine Überschreitung plant. Darum gehe ich nicht zu detailliert auf den genauen Wegverlauf, sondern mehr auf den Charakter der Tour ein.

Der ungefähre Wegverlauf unserer Tour

Vom Parkplatz Oberneureit zu den Lienlacken

Da Andreas aus Deutschland kam und ich aus Wien anreisen musste, waren wir mit zwei Autos unterwegs. Das gab uns die Möglichkeit, eines davon im Hüttschlager Talschluss (1.041 m) zu parken und gemeinsam mit dem anderen zum Parkplatz Oberneureit (1.220 m) zu fahren. Damit spart man sich nicht nur 180 Höhenmeter, sondern kann den Anfang und das Ende der Tour auch ein bisschen variieren.

Die Aschlreitalm mit dem Draugstein im Hintergrund
Die Aschlreitalm mit dem Draugstein im Hintergrund

Entlang der Forststraße, die man hie und da über einen Pfad abkürzen kann, wandert man wenig aussichtsreich zur Hirschgrubenalm (1.564 m). Weiter geht es stets südwärts durch den Hochwald. Kurz nachdem man die Baumgrenze hinter sich gelassen hat, passiert man die unbewirtschaftete Aschlreitalm (1.785 m), von der aus man den Ostrücken des Spielkogels überquert und zur Hühnerkarscharte (2.048 m) aufsteigt.

Hier beginnt das eigentliche Abenteuer. Etwas unterhalb der Scharte verlässt man den markierten Weg und steuert geradewegs taleinwärts auf den Keeskogel zu. Ab jetzt befindet man sich im freien Gelände. Wer aber genau schaut, kann stellenweise einen Trampelpfad ausmachen. Tipp: Auf der OpenStreetMap-Layer in alpenvereinaktiv ist er sogar eingezeichnet.

Der unmarkierte Trampelpfad in den Talschluss des Großarltals
Der unmarkierte Trampelpfad in den Talschluss

Über drei Kilometer wandert man mit wenig Höhengewinn zu den Lienlacken (2.260 m). Anfangs ist die Landschaft noch von Almwiesen geprägt. Je weiter man in den Talschluss vordringt, umso felsdurchsetzter wird das Gelände. Nach insgesamt 9 Kilometern erreicht man schließlich die idyllischen Gebirgsseen, die sich für eine kurze Rast anbieten.

Über die Keesnickelscharte zum Ali-Lanti-Biwak

Der Blick von den Lienlacken hoch in die Keesnickelscharte (2.506 m) lässt bereits erahnen, was folgt: ein relativ steiler Anstieg durch blockiges Felsgelände. Mit alpiner Erfahrung und etwas Gespür für Wegfindung stellt der weglose Übergang ins Gasteiner Tal aber kein Problem dar. Lediglich beim Abstieg auf der anderen Seite muss man aufpassen, da es hier stellenweise steil und brüchig ist. 

Im Gasteinertal angekommen, sucht man sich mit einem Respektabstand zu der ausladenden Westwand (Steinschlag!) des Keesnickelkopfs den Weg zum markierten Steig hoch in die Kleinelendscharte (2.663 m). Über plattiges, teils steiles Gelände folgt man einigen schwachen Markierungen durch das Felslabyrinth, bis man schließlich in der Einsattelung steht und sich ein gewaltiger Blick auf Ankogel und Hochalmspitze eröffnet.

Eine Nacht im Ali-Lanti-Biwak

Ein paar Schritte oberhalb der Kleinelendscharte thront das Ali-Lanti-Biwak (2.663 m). Grundsätzlich gilt: Biwaks sind kein Ausflugsziel. Als Notunterkunft oder Zwischenstation bei langen Bergtouren darf man sie als Bergsteiger aber nutzen.

Da die Keeskogel Überschreitung definitiv unter Zweiteres fällt und es keine bewirtschaftete Hütte in der Gegend gibt, haben wir eine Nacht im Ali-Lanti-Biwak verbracht, wo wir Zeuge eines wunderschönen Sonnenuntergangs wurden.

Sonnenaufgang am Gipfel des Keeskogels

Da wir bei Sonnenaufgang am Gipfel sein wollten, läutete unser Wecker relativ früh. Im Schein der Stirnlampen war es gar nicht so leicht, den Weg hoch auf den Nordwestgrat des Keeskogels zu finden. Einmal mehr geht es unmarkiert durch ein steiles Blockgelände. Einige wenige Steinmännchen weisen den Weg – die muss man aber mit der Stirnlampe in der Dunkelheit erst einmal finden. 

Am Grat angekommen (2.800 m), klettert man im Blockgelände (bis II) die letzten 80 Höhenmeter Richtung Gipfel. Im oberen Bereich flacht der Grat ab und man gelangt über aussichtsreiches Gehgelände zum Kreuz

Bergsteiger bei Dämmerung am Gipfelgrat des Keeskogelds
Bei Dämmerung am Gipfelgrat © Andreas Gruhle / Gipfelfieber

Besser hätte unser Timing nicht sein können: Wenige Minuten nach Ankunft am Gipfel tauchte die Sonne im Gipfelmeer auf. Die Stimmung war einfach fantastisch. Besonders der Blick hinüber zum Ankogel hat es mir angetan!

Damit die Fotowulst hier nicht zu lange wird, findet ihr die restlichen Bilder vom Sonnenaufgang unter dem Tourentipp.

Abstieg über den Ostgrat zu den Lienlacken

Da wir den Keeskogel überschreiten wollten, wählten wir für den Abstieg den Ostgrat. Technisch etwas einfacher, dafür deutlich länger und stellenweise ausgesetzter, folgt man ihm bis in eine Einsattelung zwischen Keeskogel und Zwölferspitz. Klettern muss man je nach Routenwahl am Grat nicht mehr wirklich. Schwindelfreiheit und Trittsicherheit muss man aber allemal mitbringen – besonders im oberen Teil.

In der Scharte angekommen, verlässt man den Grat schließlich nordwärts und versucht eine möglichst sinnvolle Linie durch das Blockgelände hinunter zu den Lienlacken zu finden. Obwohl die Landschaft wirklich schön ist, empfand  ich den Abstieg dorthin etwas mühsam. 

Von den Lienlacken zum Parkplatz Hüttschlag

Zurück geht es anfangs wieder entlang des Trampelpfads. An passender Stelle (in etwa auf Höhe des Lienkogels) biegt man dann rechterhand ins Almgelände ab und versucht auf die Modereggalm (1.720 m) zuzusteuern. Da das Gelände hier stellenweise sehr steil ist, kann die Wegfindung dorthin etwas tricky werden. Möchte man kein Risiko eingehen, kann man auch zurück zur Hühnerkarscharte wandern und über den markierten Wanderweg zur Modereggalm absteigen. 

Weiter zum Parkplatz im Talschluss (1.041 m) führt über unzählige Kehren ein teils steiler, aber breiter Wanderweg, der den Oberschenkeln noch einmal alles abverlangt. In Hüttschlag angekommen, kann man noch einmal zum Keeskogel hochblicken und sich wie so oft wundern, wie weit man in wenigen Stunden zu Fuß kommen kann. 

Fazit

Die Keeskogel Überschreitung ist eine großartige, anspruchsvolle Alpinwanderung durch einen ruhigen Teil des Nationalparks Hohe Tauern. Aufgrund ihrer Länge und der gesamtalpinistischen Komplexität sollte man für die Tour ausreichend Erfahrung mitbringen. Für Bergsteiger ist der Keeskogel ein herrlicher Spielplatz. Seine Unerschlossenheit, das alpine Setting und die Einsamkeit, die man hier noch findet, sind die perfekten Rahmenbedingungen für ein großartiges Abenteuer im wilden Talschluss des sonst so sanften Großarltals.

Danke Andreas für die tolle Tour und Einladung zu den Green Trails

Da sich der Gletscher am Keeskogel sehr weit zurückgezogen hat und der Fels immer brüchiger wird, gelten die Monate Juni und Juli als beste Zeit für eine Besteigung. Danach herrscht erhöhte Steinschlaggefahr. Oder man besteigt den Berg gleich im Winter. Der Keeskogel gilt als Königsskitour des Großarltals.

Blick auf den Keeskogel
Der Keeskogel in seiner vollen Pracht

Kaipara Green Trails

Die Keeskogel Überschreitung war Teil der Kaipara Green Trails – eine Reihe sorgfältig ausgewählter Bergtouren, die durch Regionen führen, die bewusst abseits des Massentourismus liegen. Hier dreht sich alles um sanfte Erschließung und umweltbewusstes Entdecken.

Auf „Grünen Wegen“ soll jeder Schritt von Nachhaltigkeit und Naturverbundenheit geprägt sein – dafür steht auch die Marke Kaipara. Das deutsche Unternehmen setzt auf hochwertige Produkte aus 100 % neuseeländischer, Okö- und MAPP-zertifizierter Merinowolle. Vom T-Shirt bis zur Softshelljacke bekommt man bei Kaipara alles, was man für ein Abenteuer wie den Keeskogel braucht.

Daniel von Rauf und Davon
Danke, dass ich Teil der Green Trails sein durfte © Andreas Gruhle / Gipfelfieber

Zum Abschluss, wie versprochen, die restlichen Bilder des Sonnenaufgangs am Gipfel.

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Ich heiße Daniel, bin Mitte 30 und komme aus Österreich. Ich möchte euch mit Rauf und Davon dazu inspirieren, die Schönheit unserer Berge zu entdecken. Dir gefallen meine Geschichten? Dann folge mir doch ♥
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