Die Kleine Reibn zรคhlt zu den beliebtesten Skitouren in den Berchtesgadener Alpen in Bayern. Und das nicht ohne Grund. Die Reibn (= bayerisch fรผr Runde) bringt alles mit, was es fรผr einen Klassiker braucht. Umwerfende Panoramen, namhafte Gipfel und schรถne Abfahrtspassagen.
Toureninfos
- Lage: Deutschland / Bayern / Berchtesgadener Alpen
- Ausgangspunkt: Jennerbahn Talstation | Start der Tour bei der Bergstation (1.800 m)
- Tourdaten mit Fagstein: 1.000 hm Aufstieg | 2.100 hm Abfahrt | 16 km
- Hรถchster Punkt: 2.276 Meter
- Schwierigkeit gemรคร SAC-Skitourenskala: wenig schwierige (WS), jedoch konditionell fordernde Skitour
- Schlรผsselstelle: die Steilstufe durch die Latschen auf den Schneibstein
- Gemacht: Februar 2022
- Link zum Selberplanen: alpenvereinaktiv
Tourenbeschreibung der Skitour Kleine Reibn
Ganz ehrlich, so klein finde ich die Reibn gar nicht. In der kรผrzesten Variante (mit Liftunterstรผtzung) muss man knapp 800 Hรถhenmeter im Aufstieg und etwas mehr als 1.900 Hรถhenmeter in der Abfahrt bewรคltigen. Dabei erstreckt sich die Runde รผber 16 Kilometer, die immer wieder mit kurzen Gegenanstiegen und Querfahrten gespickt sind.
Stรคndige Rhythmuswechsel fordern dabei Kondition und Durchhaltevermรถgen. Falls man das Glรผck hat und die Tour unverspurt erwischt, sollte man Gespรผr fรผrs Gelรคnde mitbringen. All das und noch mehr machen den Skitourenklassiker zu einer ausgewachsenen Unternehmung, die ich im Alleingang nur Fortgeschrittenen empfehlen wรผrde.

Aufstieg auf den Schneibstein
Ich habe mich fรผr die Variante mit Bahnunterstรผtzung entschieden. Man kann die Kleine Reibn auch bei der Tal- oder Mittelstation (Parkplatz Hinterbrand) der Jennerbahn starten und den ersten Teil entlang der Piste bzw. in Pistennรคhe aufsteigen. Bei passenden Verhรคltnissen gibt es aber definitiv lohnendere Varianten, die Runde auszudehnen โ mehr dazu spรคter. Also habe ich mir um 24 Euro (mittlerweile sind es 32; Stand 2024/25) eine Bergfahrt mit der Jennerbahn gegรถnnt.
Die eigentliche Anstieg beginnt nach einer kurzen Abfahrt von der Bergstation (1.800 m) โ erst entlang der Piste und dann durchs Gelรคnde โ zum Carl-von-Stahl-Haus (1.736 m). Ab dem ersten Schritt prรคsentiert sich der Nationalpark Berchtesgaden auf der Kleinen Reibn von seiner schรถnsten Seite. Der Watzmann ist stรคndiger Wรคchter รผber die Tour und die Einblicke in seine imposante Ostwand lassen den ersten Anstieg auf den Schneibstein รผber das Carl-von-Stahl-Haus wie im Flug vergehen. Kleiner Tipp: Bei der Berghรผtte gibt es eine hochauflรถsende Webcam, mit der man sich bei der Tourenplanung einen ersten Eindruck รผber die vorherrschenden Verhรคltnisse verschaffen kann.

Um auf den gutmรผtigen Rรผcken des Schneibsteins zu gelangen, muss man zwei Steilstufen รผberwinden, die โ je nach Verhรคltnissen โ etwas unangenehm sein kรถnnen. Besonders die erste durch das Latschenfeld prรคsentierte sich bei mir aufgrund der geringen Schneelage etwas mรผhsam. Auf dem Gipfel des 2.276 Meter hohen Aussichtsberges angekommen, wurde ich aber umgehend fรผr alle Mรผhen belohnt. Am hรถchsten Punkt der Tour bekommt man ein 360ยฐ-Panorama zum Niederknien serviert.
Weiter auf den Fagstein
Ich versuchte die Schรถnheit der Landschaft mit ein paar Fotos einzufangen. Dann ist es mir aber doch etwas zu windig gewesen und ich habe mich abfahrtsbereit gemacht. In der Standardvariante der Kleinen Reibn verlรคuft die erste Abfahrts-Etappe vom Schneibstein bis zum nรคchsten Anstieg auf die Hohen Rossfelder.

Am Weg dorthin passiert man jedoch den einladenden Fagstein, den man bei gutem Wetter, sicheren Verhรคltnissen und ausreichend Kondition unbedingt mitnehmen sollte. Der Blick vom Gipfel in die Watzmann-Ostwand und das Steinerne Meer ist einmalig. Besser kann man 200 Hรถhenmeter kaum investieren.
Abfahrt mit kurzem Gegenanstieg auf die Rossfelder
Leider hat es am Gipfel ordentlich geblasen, also habe ich nach einer kurzen Pause gleich wieder die Ski angeschnallt und in den Abfahrtsmodus gewechselt. Am Gipfelplateau habe ich mich zunรคchst sรผdwestlich gehalten, um dann am westlichen Ende des Fagsteins รผber einen schรถnen Hang und eine Steilstufe (nur bei sicherer Lawinenlage machbar!) wieder auf die Hauptspur zu gelangen. Von hier aus geht es weiter Richtung Nordwesten durch einen grenzgenialen Hochwald bergab.
Nach einer herrlichen Abfahrt heiรt es ein letztes Mal stehen bleiben und Felle aufziehen. Mit einem kurzen Gegenanstieg erklimmt man die Hohen Rossfelder, รผber deren Hรคnge man genussvoll zur Priesbergalm schwingt.
Weiter geht es zur Branntweinbrennhรผtte, nach der sich der Weg teilt. Entweder quert man westlich unterhalb des Jenners zurรผck zur Mittelstation ins Skigebiet oder man fรคhrt รผber den Hochbahnweg ins Tal. Ich habe mich fรผr Zweiteres entschieden, was vermutlich nicht die beste Idee war. Der Weg ist teilweise steil, eng und war bei mir komplett vereist. Auรerdem herrschte ziemlicher Gegenverkehr. Ich glaube, eine Abfahrt รผber die Piste wรคre die genussvollere Variante gewesen.

Fazit Kleine Reibn
Auch wenn die letzten Abfahrtshรถhenmeter nicht gerade lohnend waren, hat die Kleine Reibn einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Was ich mitgeben mรถchte: Man sollte die Tour nicht als klassische Skitour, sondern eher als Ein-Tages-Durchquerung verstehen. Man kann nicht wie gewohnt vom Gipfel in einem Zug schnell mal ins Tal wedeln, sondern muss viele Querfahrten und kleine Gegenanstiege รผberwinden. Dafรผr bekommt man eine landschaftliche Traumtour geboten, die Bayern von seiner schรถnsten Seite zeigt und in der nรคheren Umgebung ihresgleichen sucht. Kleine Reibn โฆ es war mir eine groรe Ehre!
