Die Lienzer Dolomiten sind ein wilder Gebirgsstock in Osttirol, der sich mit einer ausgiebigen Rundwanderung durchqueren lässt. Besonderes Schmankerl für Klettersteigfans: Immer wieder ließe sich die Wanderung – wenn man möchte – mit lohnenden Vie Ferrate kombinieren. Wem die Tour auf einen Rutsch zu lang ist, kann sie mit einer Nacht auf der Kerschbaumeralm und/oder Karlsbader Hütte aufteilen.
Toureninfos
- Lage: Österreich / Osttirol / Lienzer Dolomiten
- Ausgangspunkt: Parkplatz Klammbrückl
- Höhenmeter & Distanz: 1.350 hm | 16,5 km
- Höchster Punkt: 2.285 m (Kerschbaumertörl) oder 2.486 m (Große Gamswiesenspitze)
- Schwierigkeit gemäß SAC-Wanderskala: mäßig anspruchsvolle Bergwanderung (T2)
- Schlüsselstelle: Abstieg vom Kerschbaumertörl ins Laserztal
- Gemacht im: Juli 2023
- Link zum Selberplanen: alpenvereinaktiv
Tourenbeschreibung: Durchquerung Lienzer Dolomiten
Ich habe die Tour in drei Etappen eingeteilt. Eine Übernachtung bietet sich nach der ersten und/oder zweiten an – je nachdem, ob und wie viele Klettersteige man am Weg mitnehmen möchte.
Etappe 1: Zur Kerschbaumeralm
4,5 km | 800 hm Aufstieg
Ausgangspunkt der Rundwanderung durch die Lienzer Dolomiten ist der kostenlose Parkplatz Klammbrückl (1.104 m), den man von Lienz aus in rund 20 Minuten mit dem Auto oder Wandertaxi erreichen kann. Von hier aus geht es durch das urige Kerschbaumertal zur gleichnamigen Kerschbaumeralm (1.902 m). Anfangs noch entlang einer Forststraße, verschmälert sich der Weg bald zu einem technisch einfachen Pfad.
Das einsame Kerschbaumertal gilt als Geheimtipp in den Lienzer Dolomiten. Fernab vom Overtourism bietet es viel Ruhe, unberührte Natur und als kleines Highlight den Klettersteig „Verborgene Welt“ (C/D). Erfahrene Ferratisten können hier in direkter Nähe des Klapffalls durch ein Schluchtensystem klettern. Weniger Erfahrene bleiben am Wanderweg und bewundern den vertikalen Drahtseiltanz aus der Ferne (hier findet ihr meinen ausführlichen Tourentipp zum Klettersteig „Verborgene Welt“).
Der Klettersteig „Verborgene Welt“ kann, muss aber nicht mitgenommen werden
Nach einer kurzen Steilstufe finden Klettersteig und Wanderweg oberhalb des Klapffalls wieder zusammen. Vom Ausstieg der „Verborgenen Welt“ ist es nicht mehr weit zur urigen Kerschbaumeralm, der ersten von zwei Übernachtungsmöglichkeiten der Tour.
Egal ob man noch bis zur Karlsbader Hütte weiter wandert oder hier übernachtet: Die aussichtsreiche Terrasse der „Kerschi“ bietet sich für eine Stärkung an. Die kommende Etappe gilt nämlich als steilste und anspruchsvollste der Durchquerung.
Etappe 2: Übers Kerschbaumertörl zur Karlsbader Hütte
4 km | 500 hm Aufstieg | 150 hm Abstieg
Nächstes Zwischenziel und landschaftliches Highlight der Wanderung ist das Kerschbaumertörl (2.285 m). Knapp 400 stellenweise steile Höhenmeter schlängelt sich der alpine Weg von der Kerschbaumeralm zum höchsten Punkt der Runde. Der Ausblick vom „Herz der Lienzer Dolomiten“ in die beiden Täler ist fantastisch.
Klettersteigfans können den Weg dorthin auch über den manchmal unterschätzten „Madonnen Klettersteig“ (C) bestreiten. Der Genuss-Klettersteig führt in der denkbar schönsten Linie durch die Felswände der Großen und Kleinen Gamswiesenspitze (2.486 m bzw. 2.454 m) – sei aufgrund seiner Länge aber nur erfahrenen Ferratisten empfohlen (hier findet ihr meinen ausführlichen Tourentipp zum „Madonnen Klettersteig“).
Egal ob man das Kerschbaumertörl zu Fuß oder über den Klettersteig erreicht hat, nach einer wohlverdienten Rast folgt die wandertechnisch anspruchsvollste Passage: der steile Abstieg ins Laserztal. Mit gutem Schuhwerk sollte der Weiterweg zur Karlsbader Hütte (2.260 m) trittsicheren Wanderern jedoch keine Probleme bereiten.
Unterhalb der steilen Felswände des Törlkopfs quert der Pfad mit einem kleinen Gegenanstieg zur Karlsbader Hütte, der zweiten Übernachtungsmöglichkeit und gleichzeitig dem nächsten Highlight der Runde. Dort kann man nicht nur in den nahe gelegenen Laserzsee, sondern auch in die sagenhafte Welt der Lienzer Dolomiten vollends eintauchen.
Wenn die Sonne am Abend die umliegenden Felswände scheinbar brennen lässt, sich der Nebel wie eine sanfte Decke über das Tal legt, wird klar, warum die Region die Fantasie der Menschen seit Jahrhunderten beflügelt.
Rund um die Karlsbader Hütte locken einmal mehr spektakuläre Klettersteige in die Vertikale. Allen voran der aussichtsreiche Panorama- und anspruchsvolle Laserz-Klettersteig (beide C/D).
Etappe 3: Abstieg zum Klammbrückl
8 km | 50 hm Aufstieg | 1.200 hm Abstieg
Der dritte und letzte Teil der Rundwanderung bringt die Wanderer schließlich zurück zum Parkplatz Klammbrückl. Ein breiter Wanderweg führt durch das Laserztal, vorbei an der spektakulär gelegenen Dolomitenhütte (1.616 m) – mit ihrer fotogenen Terrasse gilt sie als eines der beliebtesten Ausflugsziele der Region.
Zurück ins benachbarte, tiefergelegene Kerschbaumertal gelangt man letztendlich über einen mäßig steilen Waldpfad. Unten angekommen, nimmt man den eben verlaufenden Franz Lerch Weg zurück zum Ausgangspunkt. Ist man mit dem Taxi angereist, kann man sich den letzten Teil sparen und schon von der Dolomitenhütte zurück nach Lienz fahren.
Fazit
Egal ob man wandern oder klettern möchte, ob man in einer urigen Hütte (Kerschbaumeralm) oder einem Alpenhotspot (Karlsbader Hütte) übernachten möchte: Bei einer Durchquerung der Lienzer Dolomiten kommt jeder Bergfreund auf seine Kosten.
Möchte man es gemütlich angehen, empfiehlt es sich, die Tour auf zwei Tage aufzuteilen. Sportlich lässt sich die Runde auch an einem Tag drehen. Dann verpasst man jedoch eine Nacht in diesem sagenumwobenen Gebirgsstock.
Tipp: Die Karlsbader Hütte öffnet meist Mitte Juni ihre Pforten. Um einen der begehrten Schlafplätze zu bekommen, muss man besonders an Wochenenden lange im Voraus buchen. Zimmer können online reserviert werden.
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