Der Madonnen Klettersteig versteckt sich mitten im Herzen der Lienzer Dolomiten. Er führt in annähernd perfekter Linie auf die Große Gamswiesenspitze (2.486 m) – einen der schönsten Aussichtsberge der Region.
Toureninfos
- Lage: Österreich / Osttirol / Lienzer Dolomiten
- Ausgangspunkt: siehe unten bei Varianten
- Höhenmeter & Distanz insgesamt: siehe unten bei Varianten
- Höhenmeter im Klettersteig: 400 hm
- Höchster Punkt: 2.486 Meter
- Schwierigkeit: Mittelschwerer Klettersteig (C)
- Schlüsselstelle: Der „Spalt“ und die „luftige Kante“ im oberen Abschnitt des 1. Teils
- Gemacht im: Juli 2023
- Link zum Selberplanen: osttirol.com | Topo
Tourenbericht Madonnen Klettersteig
Seit jeher umgibt die Lienzer Dolomiten eine geheimnisvolle Aura, die die Menschen in ihren Bann zieht. Auf dem Madonnen Klettersteig kann man tief in das Herz der mystischen Bergwelt vordringen und ihre einzigartige Magie spüren.
Zustiege
Wie eingangs erwähnt, liegt der Madonnen Klettersteig mitten in den Lienzer Dolomiten. Das bedeutet gleichzeitig, dass man zum Einstieg einen relativ breiten Weg zurücklegen muss. Grundsätzlich empfehlen sich für Zu- und Abstieg zwei Wege:
Variante 1 – vom Parkplatz bei der Dolomitenhütte
Der kürzere Weg führt durch ein traumhaftes Tal und kann beim Abstieg mit einem Besuch der schön gelegenen Karlsbader Hütte abgerundet werden.
- Höhenmeter & Distanz Zustieg: 760 hm | 5,2 km
- Höhenmeter & Distanz gesamte Runde: 1.160 hm | 12,4 km
Variante 2 – vom Parkplatz Klammbrückl
Der Weg durch das einsame Kerschbaumertal ist zwar etwas länger, kann dafür aber mit dem lohnenden Klettersteig Verborgene Welt kombiniert werden. Beim Abstieg bietet sich ein Besuch der Kerschbaumeralm an.
- Höhenmeter & Distanz Zustieg: 1.100 hm | 6,5 km
- Höhenmeter & Distanz gesamte Runde: 1.500 hm | 15 km
Da man für den Madonnen Klettersteig mit seinen beinahe 400 Höhen- und 650 Klettermetern rund 2 Stunden Kletterzeit plus ausgiebige Pausen auf den Gipfeln einrechnen sollte, empfehle ich euch, die Tour auf zwei Tage aufzuteilen. Besonders Variante 2 ist als Tagestour sehr knackig. Außerdem ist die Via Ferrata sehr beliebt und an schönen Tagen kann hier schon mal einiges los sein, was die Kletterzeit deutlich verlängern kann. Im Idealfall ist man also schon sehr früh beim Einstieg, was ebenfalls für eine Übernachtung auf einer der beiden Hütten spricht.
Kleiner Tipp: Solltet ihr euch für eine mehrtägige Version entscheiden, empfehle ich euch folgende Runde:
- Tag 1: Aufstieg durch das Kerschbaumertal inklusive Klettersteig Verborgene Welt und Nacht auf der Kerschbaumeralm.
- Tag 2: Madonnen Klettersteig und Abstieg über die Karlsbader Hütte (mit eventueller Übernachtung auf der wunderschön gelegenen Schutzhütte).
So habe ich es zumindest gemacht. Alle Infos und Bilder dazu findet ihr in dem Tourenbericht meiner Durchquerung der Lienzer Dolomiten.
Der Madonnen Klettersteig
Jetzt aber endlich zur Via Ferrata selbst: Ich muss sagen, ich bin selten einen Klettersteig gegangen, der in so schöner Linie durch die Felswände führt. Die kompletten 650 Klettermeter kommen ohne künstliche Tritthilfen aus und nutzen das Gelände stets perfekt. Ein großer Respekt an die Erbauer an dieser Stelle!
Teil 1: Auf die Große Gamswiesenspitze (2.486 m)
Der Madonnen Klettersteig ist zweigeteilt. Der erste Teil führt auf die Große Gamswiesenspitze. Bis zur Hängebrücke halten sich die Schwierigkeiten der Via Ferrata in Grenzen. Lediglich einige Stellen B/C müssen überwunden werden. Zwischendurch gibt es immer wieder Gehgelände.
Hat man die luftige Brücke überwunden und das Steigbuch passiert, startet der anspruchsvollere Abschnitt des 1. Teils. Beide Schlüsselstellen (C) – der „Spalt“ und die „luftige Kante“ – sowie einige ausgesetzte Passagen müssen darin überwunden werden. Nichts davon ist wirklich schwierig, aber etwas Erfahrung sollte man dafür schon mitbringen. Ich persönlich habe diesen Teil extrem genossen.
Hat man den Ausstieg des ersten Teils erreicht, geht es im Gehgelände zum Gipfel der Großen Gamswiesenspitze. Und die zählt nicht umsonst zu den schönsten Aussichtsbergen der Region. Das einmalige 360-Grad-Panorama reicht vom Kerschbaumertal über den benachbarten Laserzkessel bis hin zu den Hohen Tauern.
Teil 2: Weiter auf die Kleine Gamswiesenspitze (2.454 m)
Nach einem kurzen Abstieg in die Scharte (hier gibt es auch einen Notausstieg) geht es weiter über eine anregende Plattenkletterei auf den Zackengrat der Kleinen Gamswiesenspitze (bis B/C). Auch dieser Teil war für mich persönlich der pure Genuss. Ständig wird man von einer traumhaften Aussicht begleitet, während man in genialem Gelände Richtung Gipfel auf und ab klettert.
Die Kleine Gamswiesenspitze bietet sich noch einmal für eine kurze Pause an. Denn der Abstieg ist nicht zu unterschätzen. Stellen bis B und steiles Gelände fordern noch einmal volle Konzentration.
Abstieg
Endpunkt des Madonnen Klettersteigs ist das Kerschbaumertörl. Je nachdem für welche der oben beschriebenen Varianten man sich entschieden hat, steigt man entweder nach rechts ins Kerschbaumertal oder nach links Richtung Laserzkessel und Karlsbader Hütte ab.
Fazit
Der Madonnen Klettersteig ist für mich einer der schönsten Genuss-Klettersteige, die ich bis jetzt gegangen bin. Er hat einfach alles, was man sich wünschen kann: Die Schwierigkeit geht nie über C hinaus, die Linienführung ist so gut wie perfekt und die Aussicht im oberen Bereich ist einfach ein Traum. Er ist nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz.
Möchte man die Tour auf zwei Tage aufteilen oder mit anderen Klettersteigen in den Lienzer Dolomiten kombinieren, bieten sich die Karlsbader Hütte und die Kerschbaumeralm als wunderschön gelegene Stützpunkte an.
Kurz: Wie ihr meiner Begeisterung vielleicht entnehmen könnt, empfehle ich diesen Klettersteig uneingeschränkt wirklich jedem, der die nötige Erfahrung dafür mitbringt.