Zurecht trägt die Hochalmspitze den Beinamen Tauernkönigin. Schon von weitem zieht sie einen mit ihrer majestätischen Schönheit in den Bann. Als höchster Gipfel der Ankogelgruppe überragt sie die umliegende Bergwelt – erst das Große Wiesbachhorn (3.564 m) in einer Entfernung von 45,6 Kilometer Luftlinie ist höher. Das macht die Hochalmspitze zum perfekten Aussichtsberg. Mindestens so schön wie das Panorama ist die Hochtour über den Detmolder Grat auf den Gipfel.
Toureninfos Hochalmspitze
- Lage: Österreich / Kärnten / Ankogelgruppe
- Ausgangspunkt: Parkplatz Gößkarspeicher
- Höhenmeter & Distanz: 1.700 hm | 14 km
- Höchster Punkt: 3.360 Meter
- Schwierigkeit gemäß SAC-Hochtourenskala: ziemlich schwierige Hochtour (ZS-) mit schwierigem Klettersteig (C)
- Schlüsselstelle: C-Passagen im Klettersteig / bei direkter Variante Kletterstellen im III. Grad
- Gemacht im: Oktober 2023
- Link zum Selberplanen: alpenvereinaktiv | Topo
Anfang Oktober war es endlich so weit: Es ging auf die Hochalmspitze. Schon seit Jahren wollte ich den Berg über den Detmolder Grat besteigen. So viel Gutes hatte ich schon darüber gehört. Um der Tour das gewisse Extra zu verleihen – mehr dazu später –, habe ich mich entschieden, sie mit dem großartigen Bergführer Gernot Lachmaier vom Alpincenter Gastein zu machen.
Tourenbeschreibung der Hochtour auf die Hochalmspitze
Normalerweise startet die Hochtour beim Parkplatz Gößkarspeicher. Von hier muss man rund 550 Höhenmeter über eine Forststraße und Wanderwege zur Gießener Hütte (2.215 m) überwinden. Achtung: Wenn man die Tour, so wie wir, außerhalb der Saison macht, muss man deutlich weiter draußen (beim Schranken) stehen bleiben. Der Zustieg verlängert sich dann um 500 Höhenmeter bzw. rund 6 unspannende Kilometer auf der Straße. Das war für uns ein Grund mehr, die Tour auf zwei Tage aufzuteilen.
Da die Gießener Hütte (eigentlich) bereits geschlossen war, wollten wir im komfortablen Winterraum übernachten. Wir hatten jedoch großes Glück. Das Team der Alpenverein Sektion Gießen-Oberhessen (die das Schutzhaus betreibt) war noch auf der Hütte, um sie winterfest zu machen. Großzügigerweise wurden wir eingeladen, mit ihnen im Haupthaus zu übernachten. Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle!
Früher Start auf die Hochalmspitze
Da wir bei Sonnenaufgang in der Lassacher Winkelscharte (2.856 m) sein wollten, brachen wir zeitig um 05:30 Uhr auf. Dementsprechend haben wir weite Strecken des Schwarzburger Wegs im Schein unserer Stirnlampen zurückgelegt.
Das war wahrscheinlich nicht die schlechteste Idee, denn der technisch einfache Pfad durch das Blockgelände und die Gletscherschliffe ist nicht unbedingt der spannendste. Spätestens beim traumhaften Sonnenaufgang in der Lassacher Winkelscharte war der kleine Hatscher aber schon wieder vergessen.
Endlich am Detmolder Grat
In der Scharte beginnt der Anstieg am Detmolder Grat. Zunächst führt der gut markierte Steig durch ein schier endlos scheinendes Blockgelände. Mit jedem Höhenmeter wird die Aussicht – besonders nach hinten Richtung Säuleck – schöner. Umso mehr, wenn man so einen klaren Tag wie wir erwischt.
Unterhalb des Winkelspitz ist es dann so weit: Man sieht zum ersten Mal das Highlight der Tour in seiner ganzen Pracht: den oberen Abschnitt des Detmolder Grats. Rechts davon kann man die letzten Reste des Trippkees bestaunen.
Hat man den Winkelspitz links liegen gelassen, beginnt das Gustostückerl der Hochtour: der Klettersteig (B/C) zum Gipfel. Mittlerweile kann man den Einstieg ganz ohne Gletscherkontakt erreichen.
Der Klettersteig am Detmolder Grat
Der Klettersteig ist im Großen und Ganzen technisch mittelschwer. Er ist über weite Strecken mit B – B/C bewertet, nur zwei Passagen sind C. Aufgrund seiner Ausgesetztheit an manchen Stellen und der hochalpinen Lage, immerhin liegt der Einstieg auf 3.190 Metern, darf der Klettersteig jedoch nicht unterschätzt werden! Der lange Zu- und Abstieg verleiht der Tour als Gesamtes zusätzliche Ernsthaftigkeit. Man sollte unbedingt Erfahrung im hochalpinen Gelände, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit mitbringen.
Das gewisse Extra: Klettern am Detmolder Grat
Wie eingangs erwähnt, haben wir der Tour etwas Pep verliehen und sind den Detmolder Grat am Seil geklettert. Ein geniales Erlebnis! Denn der Klettersteig verläuft meistens seitlich des Grats in der Südflanke. Am Seil kann man immer direkt auf der luftigen Gratschneide bleiben.
Entscheidet man sich für diese Variante, sollte man allerdings sehr geübt oder mit Bergführer unterwegs sein. Denn der Detmolder Grat ist nicht mit Bohr- oder Klebehaken gesichert. Man muss alles selbst sichern und das bei teils extrem ausgesetzten Kletterpassagen bis in den III. Grad.
Traumhaftes Panorama am Gipfel
Egal wie man den Detmolder Grat überwindet: Am Ende führen alle Wege zum Gipfelkreuz. Und dort oben ist die Aussicht einfach der Wahnsinn! Die Hochalmspitze liegt dermaßen genial, dass man vom Dachstein über den Triglav bis hin zum Großglockner und dem Hochkönig so viele tolle Gipfel sieht.
Ich war unglaublich froh, dass wir so spät im Jahr dran waren. Denn das Licht im Herbst ist einfach besonders und die Luft war im direkten Umfeld unglaublich klar. Diese Weitsicht hat man im Sommer selten. Außerdem waren wir den kompletten Tag so gut wie alleine unterwegs und haben keine andere Menschenseele gesehen. So liebe ich Bergsteigen einfach! Dementsprechend lange war unsere Pause am Gipfel.
Abstieg vom Gipfel
Die Hochalmspitze wird gerne überschritten. Das ist aber spät im Jahr laut Gernot tendenziell keine gute Idee. Denn der Abstieg über die Steinernen Mandln kann dann sehr Steinschlag-gefährdet sein. Außerdem endet die Überschreitung am Gletscher, über den es sehr steil (bis 40 °) zum Wanderweg hinunter geht. Hat man (wie bei uns) dort Blankeis, kann dieser Teil ebenfalls ungemütlich werden. Früher im Jahr, wenn dort noch Stapfschnee liegt, ist der Abschnitt meistens kein Problem.
Also haben wir den Klettersteig zurück über den Detmolder Grat für den Abstieg genutzt. Das störte mich aber kaum, schließlich kannte ich ihn eh noch nicht. Auf halbem Weg – wo der ursprüngliche Klettersteig verlief – stiegen wir dann durch wegloses Gelände zum Gletscher ab. Über den ging es unterhalb der imposanten Südwände zum Rudolstädter Weg und von dort durch das blockige Gelände zurück zur Gießener Hütte. Der restliche Abstieg verläuft wieder über den Wanderweg und die Straße zurück zum Ausgangspunkt.
Fazit
Die Hochalmspitze ist ein genialer Berg und stand zurecht jahrelang auf meiner Liste. Besonders ab der Winkelscharte ist die Tour der absolute Traum, der nach oben hin immer besser wird. Als Freund von Klettersteigen und Hochtouren sollte man diese einmalige Tour unbedingt einmal machen. Anfängern würde ich sie aber nicht empfehlen. Man sollte schon etwas an Erfahrung mitbringen, um sie wirklich genießen zu können. Als Ganzes ist die Tour definitiv mehr als nur ein B/C-Klettersteig.
Wenn ihr den längeren Hüttenzustieg in Kauf nehmt, ist die Hochalmspitze auch in der Nebensaison eine lohnende Unternehmung. Der Winterraum der Gießener Hütte ist echt schön und die Hochalmspitze so einsam zu erleben, macht die Tauernkönigin gleich nochmal besonderer.