Similaun (3.599 m): Zweitägige Skihochtour von Vent

Eine Gipfelschau mit Logenplatz

Der Similaun zählt zu den schönsten Aussichtsbergen der Ötztaler Alpen, vielleicht sogar von ganz Österreich. Auf seinem freistehenden Gipfel präsentiert sich einem stolz das Who ist Who der Ostalpen.

Toureninfos

  • Lage: Österreich / Tirol / Ötztaler Alpen
  • Ausgangspunkt: Parkplatz Doppelsessellift Wildspitze in Vent (1.900 m)
  • Höhenmeter & Distanz: 1.800 hm | 30 km
  • Höchster Punkt: 3.599 Meter
  • Schwierigkeit: technisch einfache, jedoch konditionell fordernde Skihochtour
  • Schlüsselstelle: Der Grat darf – vor allem bei schwierigen Verhältnissen – nicht unterschätzt werden
  • Gemacht: April 2022
  • Link zum Selberplanen: alpenvereinaktiv

Tourenbeschreibung der Skihochtour auf den Similaun

Ortler, Piz Bernina, Cevedale, Großglockner, Wildspitze und wie sie alle heißen: Hat man am Similaun Glück mit dem Wetter, bekommt man einen Traumgipfel nebst dem anderen geboten. Heuer habe ich es – gemeinsam mit Paze – endlich geschafft, ihn mit Ski zu besteigen. 

Tag 1: Von Vent auf die Similaunhütte

Ausgangspunkt ist der kleine Ort Vent, der sich im hintersten Winkel des Venter Tals, einem Seitental des Ötztals, versteckt. Auf nicht ganz 1.900 Metern gelegen, gilt das Bergsteigerdorf als relativ schneesicherer Startpunkt für frühjährliche Skihochtouren. Der niederschlagsarme Winter hat heuer jedoch selbst hier seine Spuren bzw. besser gesagt kaum Spuren hinterlassen. Während wir beim Aufstieg am Weg noch eine fast durchgehende Schneedecke hatten, mussten wir zwei Tage später bei der Abfahrt immer wieder abschnallen und tragen. Aber eines nach dem anderen.

Möchte man den Similaun von Norden aus besteigen, bieten sich zwei Hütten als Stützpunkte an: die Marin-Busch-Hütte (2.501 Meter) und die Similaunhütte (3.017 Meter). Wir entschieden uns für zweitere. Denn wie heißt es so schön: Was du heute (an Höhenmetern) kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. 

Das bedeutet aber auch, dass heute, also der erste Tag, lange wird. Verdammt lange! Denn der Zustieg durch das Niedertal zur Similaunhütte ist mit über 12 Kilometern und knappen 1.200 Höhenmetern ein ausgewachsener Hatscher. Der vollgepackte Rucksack – Skihochtouren sind eine Materialschlacht – und die Höhe tragen das ihre dazu bei.

Technisch ist der Anstieg dafür einfach. Mal mehr, meist weniger steil geht es stets taleinwärts. Bei uns präsentierten sich die ersten 8 Kilometer für die Zeit ungewöhnlich frühlingshaft. Wir hatten mit deutlich mehr Schnee gerechnet. Ab der Martin-Busch-Hütte, wo wir eine kurze Pause einlegten, betraten wir dann aber das erhoffte Winterwunderland. Eintrittspreis: 1x Handyempfang.

Martin-Busch-Hütte Schild mit keinem Handyempfang
Schild kurz vor der Martin-Busch-Hütte: „Hier letztmaliger Handyempfang“

Nach einer kleinen Stärkung traten wir die zweite Etappe zur Similaunhütte an. Hier gilt es noch einmal 4 Kilometer und 500 Höhenmeter zu absolvieren. Dank der traumhaften Landschaft und der ersten Blicke Richtung Similaun Gipfel vergingen sie aber wie im Flug. Nach insgesamt rund 4:30 Stunden Gehzeit erreichten wir unser Tagesziel: die Similaunhütte.

Tag 2: Auf den Similaun

Den zweiten Tag konnten wir deutlich entspannter angehen. Schließlich mussten wir nur mehr 700 Höhenmeter (inklusive kleiner Gegenanstiege) absolvieren. Also haben wir erst einmal ausgiebig gefrühstückt, bis die Aufstiegsspur, die wir durch die großen Panoramafenster beobachten konnten, in der Sonne lag.

Ab der Similaunhütte wird das Gelände anspruchsvoller. Zuerst geht es angeseilt über den gutmütigen Gletscher zum Skidepot auf rund 3.450 Metern. Dann weiter auf dem stellenweise ausgesetzten Grat mit Steigeisen und Pickel zum Gipfel. 

Gerade weil die Tour immer wieder als Skihochtour für Einsteiger beschrieben wird, möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass die eine oder andere Gratpassage nicht so ohne war. Besonders ein ziemlich ausgesetzter Aufschwung mit kurzer Querung auf rund 3.500 Metern – in etwa dort, wo die Route einen 90-Grad-Knick nach rechts macht – darf ungesichert keinesfalls unterschätzt werden. Ein Stolpern oder Ausrutschen hätte hier fatale Folgen. 

Zum Glück herrschten bei uns beste Verhältnisse und so konnten wir den Gratanstieg in bestem Stapf-Schnee voll und ganz genießen. Wenn hier an heiklen Stellen das Blankeis durchkommt, sieht die Sache bestimmt anders aus … 

Rund zwei Stunden nach Aufbruch war es dann soweit: Wir standen am Similaun – für ein paar Minuten sogar komplett alleine. Rund um uns eröffnete sich ein Gipfelmeer, das in seiner Schönheit so surreal wirkte, dass ich mich einfach nicht sattsehen konnte.

Nach einer ausgiebigen Gipfelschau machten wir uns auf den Rückweg. Leider war die Abfahrt zur Similaunhütte über weite Strecken alles andere als lohnend. Von windgepressten Passagen über eisige Stellen bis hin zu Bruchharsch war alles dabei. Bei einem gemütlichen Bier auf der Terrasse waren die Abfahrtsmühen jedoch schnell vergessen. Zu schön war das Gesamterlebnis, auf das wir im Laufe des Abends noch mehrmals anstießen.

Tag 3: Abfahrt von der Similaunhütte nach Vent

Am nächsten Morgen begleitete uns der Bruchharsch weiter bis zur Martin-Busch-Hütte. Während ich – zugegeben – ein bisschen „angegagst“ fuhr, steckte es links und rechts von mir einen motivierteren Mitstreiter nach dem anderen in den Schnee.

Die flachen Passagen waren aufgrund der hohen Temperaturen des Vortages vereist. Das machte die Sache nicht genussvoller, dafür umso schneller – anschieben musste ich in den 20 Minuten runter zur Martin-Busch-Hütte kein einziges Mal.

Dort angekommen, entschieden wir uns, mit der Weiterfahrt noch etwas zu warten, damit der restliche Weg ins Tal etwas aufweicht. Eine gute Entscheidung, denn ein großes Spezi später herrschten feine Verhältnisse – auch wenn es über weite Strecken nur ein dünnes Schneeband war, das uns die Abfahrt ermöglichte. Es waren beeindruckend zu sehen, wie viel Schnee in 48 Stunden schmelzen kann. Wo wir beim Aufstieg noch problemlos mit Ski gehen konnten, mussten wir sie jetzt tragen. 

Fazit

Der Similaun ist ein Traum von einem Berg. Ja, der Zustieg ist ein echter Hatscher, man sollte dafür eine solide Grundkondition mitbringen. Und ja, der Berg ist zu 99 % technisch einfach (Gletschererfahrung vorausgesetzt!!), einige Stelle im Gipfelbereich dürfen dennoch nicht unterschätzt werden. Es gibt ausgesetzte Passagen, die absolute Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und sicheres Gehen mit Steigeisen erfordern. Bringt man das alles oder einen Bergführer mit, bekommt man dafür eine wunderschöne Tour samt Gipfel mit Aussicht zum Niederknien geboten. Schöner geht’s kaum!

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Ich heiße Daniel, bin Mitte 30 und komme aus Österreich. Ich möchte euch mit Rauf und Davon dazu inspirieren, die Schönheit unserer Berge zu entdecken. Dir gefallen meine Geschichten? Dann folge mir doch ♥
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